Bericht von der «Australian Skeptics Convention»

Marko KovicBlog, Skeptiker-Blog1 Comment

richard saunders

 

Wer an eine Skeptikerkonferenz gehen will, muss früh aufstehen. Dies ist einerseits wörtlich gemeint – das Programm ging bereits um 8 Uhr los – als auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Als erstes stand nämlich bereits ein Auftritt von James Randi auf dem Programm. Dieser veräppelte sein Publikum gleich zu Beginn damit, dass er einen elektrischen Rasierapparat als sein Mikrofon ausgab. Er hielt diesen nämlich so in der Hand, dass man von Beginn weg davon aus ging, es handle sich tatsächlich um ein Mikrofon – in Wirklichkeit trug er aber ein gewöhnliches Funkmikrofon an seinem Kragen, so wie es alle anderen Sprecher auf der Bühne auch taten.

Was Randi damit auf amüsante Art und Weise demonstrierte, ist die Tatsache, dass wir Menschen die ganze Zeit über irgendwelche Annahmen treffen – bewusst oder unbewusst. Dies sei an und für sich auch nicht problematisch, denn es mache durchaus Sinn, nicht jedes Mal von neuem zu testen, ob der Boden unter unseren Füssen solide sei bevor wir eine Strasse überqueren. Nur müssen wir uns bewusst sein, dass dadurch unsere Sinne ganz leicht zu täuschen sind. Bühnenzauberer nutzen sich diesen Umstand gerne aus – leider machen dies aber auch Betrüger und Scharlatane.
In spannenden Anekdoten führte Randi aus, dass selbst Wissenschaftler äusserst leicht hinters Licht zu führen sind, ja dass ihr Hang zu Details manchmal sogar kontraproduktiv sei. So nütze es nichts, wenn man mit den besten technischen Methoden sicherstellen will, dass eine Kartenspiel echt oder die Streichholzschachtel ohne doppelten Boden ist, wenn der Trick auf einer geschickten Handbewegung beruht.

Nach Randi trat der australische High-School Lehrer Adam van Langenberg auf die Bühne und erzähle dort von seinem Skeptiker-Club, den er mit einigen Schülern gegründet hat. Mr. V – wie er von seinen Schülern genannt wird – habe ich als einen unglaublich begabten Redner erlebt. Ich wünschte mir, in jeder Schule dieser Welt gäbe es mindestens einen Lehrer seiner Sorte. Es ist wohl teilweise diesem Talent zu verdanken, dass sein Club äusserst erfolgreich ist.
Die Schüler wenden freiwillig einen Teil ihrer Freizeit dafür auf, verschiedenste Tricks und Methoden von Pseudowissenschaftlern und Psychics zu erlernen. So müssten wir uns – schiebt van Langenberg scherzhaft ein – darauf gefasst machen, dass eine ganze Armada neuer Hellseher auf uns zukommt. Nämlich dann, wenn seine Schüler bemerken, dass sie damit viel mehr Geld machen könnten als mit ehrlicher Arbeit – er bat die Skeptiker bereits vorsorglich um Verzeihung.
Die Schüler bringen aber auch ständig neue Ideen ein und diskutieren sie. Manchmal entwickeln sie dabei neue Experimente, um gewisse Phänomene auf die Probe zu stellen. Wer mehr erfahren will findet Informationen und Anschauungsmaterial unter www.scepticschool.com (in Englisch).

Es folgten unter anderem eine Panel-Diskussion über Wissenschaft in der Medizin, ein Vortrag zur Erforschung anomalistischer Phänomene, ein skeptischer Blick auf Stonehenge und wie Kulturen mit mündlicher Überlieferung ihre Mythologie als Erinnerungshilfen für ihr überlebenswichtiges Wissen nutzten.

Schliesslich kam mein persönliches Highlight des Tages, nämlich ein Vortrag von Rebecca Watson über die Rolle der sozialen Medien in der Skeptiker-Bewegung. Watson ist die Gründerin von Skepchick (www.skepchick.org), einer Organisation zur Förderung von Wissenschaft insbesondere in Zusammenhang von Themen die für Frauen besonders relevant sind. Einen hohen Bekanntheitsgrad hat sie erworben durch ihre Co-Moderation von „The Skeptics‘ Guide to the Universe“ (www.theskepticsguide.org), dem derzeit wohl erfolgreichsten skeptischen Podcast überhaupt.
Sie beschrieb auf unterhaltsame Weise wie sogenannte Twitter-Hoaxes entstehen – dies sind Falschmeldungen welche in rasantem Tempo über das soziale Netzwerk Twitter weiterverbreitet werden – und  wie schnell es geht bis diese Falschmeldungen von anderen Nutzern korrigiert werden. Besonders ersichtlich war dies bei der Berichterstattung zum Hurricane Sandy, wo sogar klassische Medien auf diverse Falschmeldungen hereingefallen sind. Skeptiker haben es aber auch geschafft, einen notorischen Produzenten von Falschmeldungen zu enttarnen und zu überführen. Es ist davon auszugehen, dass der Mann – ein Investmentbanker aus Manhattan – sich daraufhin einen neuen Job suchen musste.

Am Abend ging es weiter mit einem Gala Dinner – leider aber ohne mich. Ich genoss den Abend mit einer Gruppe junger Skeptiker – welche wohl so wie ich, aus finanziellen Gründen auf das Dinner verzichteten – bei einem Bier in einem nahegelegenen Pub. Ich habe viel neues, spannendes und unterhaltsames gelernt an dieser Convention und dabei auch Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen.

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One Comment on “Bericht von der «Australian Skeptics Convention»”

  1. Hallo zusammen, der breite Konsum von Tamiflu von Roche mag stossend sein, aber illegal ist es nicht. 1. Roche hat die Tamiflu Studie selber bezahlt. Sie können deshalb mit den Resultaten tun, was sie für richtig halten. Hätte z.B. der Nationalfonds oder europ./amerik. Behörden die Studien bezahlt, könnte man über die Veröffentlichung der Resultate diskutieren (was man jetzt auch macht – die Gesetze werden meines Wissens im Moment überarbeitet). 2. Wenn Regierungen Tamiflu kaufen, um es gegen die Vogelgrippe einzusetzen, ist das ihre Sache. Roche sollte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass das Medikament falsch verwendet wird. (Der Fall bei Diane32 von Bayer ist da übrigens sehr ähnlich. Diane32 wird als Medikament gegen Akne verkauft. Ärzte verschreiben es aber z.T. als Antibaby Pille. Mindestens 4 junge Frauen sind daran gestorben. Ist das der Fehler von Bayer?) 3. Was Roche nicht tun darf oder dürfte und was sie meines Wissens auch niemals gemacht haben, ist, dass sie keine Werbung für Tamiflu als Wirkstoff gegen Vogelgrippe machen dürfen. Roche hat N I E gesagt, dass Tamiflu wirskam ist bei Vogelgrippe. Das sagen immer andere, z.B. dieser Galileo Spezialist aus dem Deutschen Fernsehen (habe ich dort selber gehört). Deshalb auch hier, darf man Roche das Grippemedikament wegnehmen, nur weil bestimmte Personen es falsch einsetzen? 4. Grundsätzlich finde ich es übrigens falsch, dass die „Skeptiker“ den Tages Anzeiger zitieren. Das ist nicht wissenschaftlich und eurer hochkarätigen Expertengruppe nicht würdig.

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