Die Sterne verdienen einen besonderen Platz in unserem Leben. Sie lassen einem hinaufblicken und an das Grosse und Weite denken. Der Blick in den Nachthimmel lässt auch erahnen, dass Mond, Planeten und Gestirne in weiter Ferne liegen. Bevor man aber diese Distanzen verstehen und quantifizieren kann, braucht es ein Verständnis der Distanzen auf der Erde.
An die Vermessung des Grossen und des Fernen hatten sich bereits die Griechen gewagt. Die alten Griechen betrachteten die Erde als Kugel. Die erste Aufgabe bestand deshalb in der Vermessung des Erdumfangs.
Um 250 v. Chr. stellte sich der Universalgelehrte Eratosthenes der Aufgabe, den Erdumfang zu bestimmen. Die gelang ihm trotz limitierter Messtechnik ziemlich genau. Durch Messungen der Schattenwürfe in Alexandria (an der Mittelmeerküste) und Syene (das heutige Assuan) bestimmte er den Erdumfang. Seinen Berechnungen nach betrage dieser das Fünfzigfache der Distanz zwischen den beiden Städten, was in heutigen Einheiten 41’750 km ist und sehr nahe am heutigen Messwert von 40’030 km liegt.1
Ein weiterer Grieche, Aristarchos von Samos, baute das Wissen über Distanzen der Planeten und Gestirne weiter aus. In verschiedenen Experimenten bestimmte er die Grösse des Mondes wie auch die relative Entfernung von Erde, Mond und Sonne. Durch seine Studien gelang Aristarchos schliesslich zu einem heliozentrischen Weltbild, wofür er bei seinen Zeitgenossen wenig Anerkennung fand.2
Das geozentrische Weltbild blieb für viele Jahrhunderte weit verbreitet. Genauso wie die Gestalt der Erde in der Vorstellung vieler Menschen wieder durch eine Scheibe ersetzt wurde.
Erst 1800 Jahre später wurde das heliozentrische Weltbild wieder aufgegriffen. Es war Nikolaus Kopernikus, der das Weltbild in seinem Werk De revolutionibus orbium coelestium auf den Kopf stellte und damit wieder die Sonne in den Mittelpunkt rückte. Seine Beobachtungen waren messtechnisch weniger ausgeklügelt als bei seinen Zeitgenossen. Er zögerte zudem mit der Publikation seiner Resultate. Die Gründe dafür sind nicht ganz klar, möglicherweise war es die Angst, von der Kirche in Verruf zu geraten oder es war seine persönliche Ansicht, dass solche bedeutenden Wahrheiten nur gebildeten Menschen, nicht aber der breiten Masse zugänglich gemacht werden sollten.3
Die Erkenntnisgewinnung in der Astronomie ging nicht immer gleich schnell voran. Selbst wenn neues Wissen zur Verfügung stand, konnte dessen Akzeptanz und Verbreitung viel Zeit in Anspruch nehmen. Neue Erkenntnisse aus der Astronomie konnten fest verankerte Weltanschauungen über Bord werfen. Grosse Neuerungen, wie das heliozentrische Weltbild, zwangen die Menschen, ihre Rolle im Kosmos zu überdenken. Konkret bedeutete dies, dass die Menschheit immer weiter weg aus dem Zentrum des Universums rutschte.
Die Astrologie, die Zusammenhänge zwischen astronomischen Ereignissen und den irdischen Vorgängen deutet, macht es sich da doch viel einfacher: Das Schicksal des Menschen und der weite Kosmos seien miteinander verbunden. Damit wird der Deutung von ausserweltlichen Phänomenen ein mondäner Anstrich verpasst… und sie setzt damit den Menschen und sein Ego zurück ins Zentrum des Universums.
References
- The Editors of Encyclopaedia Britannica: „Eratosthenes”, 13.08.2019, URL: https://www.britannica.com/biography/Eratosthenes, Abruf am 25.11.2019.
- James Evans: „Aristarchus of Samos”, 05.11.2019, URL: https://www.britannica.com/biography/Aristarchus-of-Samos, Abruf am 25.11.2019.
- Hugh Kearney: „Und es entstand ein neues Weltbild. Die Wissenschaftliche Revolution vor einem halben Jahrtausend”, Kindler Verlag, 1971, S. 101 und 104.