Niedliche Dokumentarsendungen dürfen im Schweizer Fernsehen nicht fehlen, erst recht, wenn es um das verbreitetste Haustier der Schweiz geht: Die Hauskatze.
Die Dokumentation startet für die pelzige Thematik erwartungsgemäss mit niedlichen Katzenbildern und kurzen Geschichten von besonders engagierten Katzenbesitzern. So weit so gut. Es folgen einige Zahlen und Erläuterungen über Veterinärangelegenheiten wie zum Beispiel zu Bestrebungen, die Anzahl verwilderter Katzen unter Kontrolle zu halten. Ein Abstecher in den Katzen-Supermarkt mitsamt Exkurs zu Katzenkulinarik und Katzenwellness darf nicht fehlen. Die kurz vorgestellten energetisierenden Bachblütenpräparate mögen beim skeptischen Zuschauer kurz das Anheben einer Augenbraue bewirken. Es geht weiter zu einer Art Katzen-OLMA, wo der Spannungsbogen gekonnt zum Zwischenhoch aufgezogen wird, als eines der felligen Exemplare einen unglücklichen Besucher beisst. Eine wohlinformierte Anwesende klärt gekonnt über notwendige Notfallmassnahmen auf und schildert beiläufig allfällige Komplikationen bis und mit Tod, sollte es der Gebissene mit der Desinfektion nicht ernst genug nehmen.
Weiter werden wir durch tierrechtliche Aspekte geführt, Beispiele von schlechter Tierhaltung werden dem Zuschauer vor Augen geführt. Wir besuchen Tier- und Ferienheime für das beliebteste Haustier der Schweiz. Sogar eine Katzen-Miss-Wahl wird vorgeführt und ein Mitglied der Jury nennt uns die Bewertungskriterien. Für emotional stark an ihre Tiere gebundene Katzenfreunde gibt es gar kleine silberne Grabsteine zum Tragen als Halsketten-Dekoration, um die ins Jenseits geschiedenen zahmen Raubtiere nicht zu vergessen. Es folgen Führungen durch gekonnt konstruierte Wohnungen, die speziell für Katzen konzipiert wurden, und solche, die eigentlich mal für Menschen gedacht waren, wo die Tiere aber offensichtlich das Zepter übernommen haben und das Revier neben Kratzspuren mit den eigenen Duftnoten markiert haben.
Und dann lernen wir Sunrise kennen, eine von einer grosszügigen Katzenhalterin zur Pflege aufgenommene schwarz-braun-weisse Katze. Nein, Sunrise hat nicht zu nahe an Handyantennen gelebt. Aber Sunrise scheint ihrem Namen dennoch nicht gerecht zu werden, denn gesundheitlich sieht es mehr nach Sunset aus. Der geübte Dokumentarfilmkonsument stellt sich schon mal darauf ein, dass Sunrise nun zum Tierarzt gebracht wird, der das Kätzchen einfühlsam begutachten und hoffentlich eine gute Lösung für ein halb so schlimmes Tierproblem bieten wird. Doch hier wird der Zuschauer aus seinem entspannten DOK-Schau-Modus gerissen. Als erstes wird nämlich eine Tierkommunikatorin telefonisch kontaktiert. Diese schaut auf ein Foto des leidenden Tieres und fühlt sich in das Tier ein. Gekonnt beschreibt die konsultierte Katzenflüsterin in gezieltem Astrologen-Jargon, dass die Katze krank, aber doch nicht so krank sei. Dass sie sage, sie müsse bald gehen, aber doch nicht wirklich. Die Empfehlung? Ab zum Tierarzt! Na immerhin! Fragt sich nur ob die 150CHF für diese Empfehlung hätten gespart werden können? Damit kann man sicher ein zweites Mal zum Tierarzt. Aber was wissen wir Skeptiker schon von Telepathie?
Somit geht der Humbug des Monats März 2018 an eine DOK-Sendung, die für ihr Thema und das Genre durchaus gut hätte sein können, die ganze Thematik aber kurz vor dem Schluss mit einem esoterischen Exkurs ins Lächerliche zieht.