Das Schwierigste an dieser Versammlung war, sie zu finden – so äusserten sich mindestens einige der Teilnehmer*innen. Ja, zugegeben: der Saal “Forum” des Quartiertreffs Hardau glänzt wirklich nicht durch eine hervorragende Beschilderung, und auch der Zugang sieht kaum attraktiv aus. Aber wer diese Hürden erst mal geschafft hatte, kam dafür in den Genuss einer intensiven und tiefschürfenden Debatte zweier engagierter und diskussionfreudiger Buchautoren.
Markus Neuenschwander, Biologe und Raumplaner, stellte sein Werk “Die Gretchenfrage im 21. Jahrhundert” vor, und Philipp Wehrli (Sekundarlehrer für Naturwissenschaften, Schwerpunkt Physik) das seinige mit dem Titel “Das Universum, das Ich und der Liebe Gott”. Auf den ersten Blick scheinen diese Bücher recht ähnlich – beide Autoren sind nicht religiös, gehen von streng naturwissenschaftlichen Erkenntnissen aus und befassen sich mit der Frage, was diese für unser Denken und Leben bedeuten.
Sehr schnell aber wurde klar, dass die beiden Werke trotz ihrer verwandten Ausgangspunkte teilweise recht unterschiedliche Schwerpunkte setzen; so plädiert Markus Neuenschwander für einen Agnostizismus, der als Basis einer neuen Form des Zusammenlebens der Religionen untereinander und mit dem Atheismus dienen könnte, während Philipp Wehrli die Unvereinbarkeit des naturwissenschaftlichen Denkens mit Gottesvorstellungen betont.
Aber nicht nur diese grundlegenden Positionen wurden besprochen, sondern auch sehr lebensnahe Bereiche wie insbesondere die Prinzipien und Gefahren der auf der Wachstumsideologie basierenden Weltwirtschaft. All dies führte zu einer sehr engagierten und lebendigen, jedoch stets von gegenseitiger Achtung getragenen Diskussion, an welcher sich auch das Publikum rege beteiligte.
Eine ausführliche Besprechung zur “Gretchenfrage” findet man unter frei-denken.ch/gretchenfrage-buch, eine Kurzbesprechung und mehrere Kommentare zum “Universum” unter lovelybooks.de.
Und für alle, die an der Versammlung nicht dabei waren, aber die “Gretchenfrage” nun doch lesen möchten: bis auf Weiteres erhalten die Mitglieder des Forums für kritisches Denken dieses Buch mit einem Rabatt von 15% auf den Ladenpreis; der Mitgliederpreis beträgt somit noch CHF 39.95. Für den Bezug des Buches zu diesen Konditionen bitten wir um eine Mitteilung an kontakt@kritisch-denken.ch.
Im statutarischen Teil der Versammlung gab es keine grossen Überraschungen, da weder Wahlen anstanden noch besonders kontroverse Themen zu diskutieren waren. Nur bei zwei Themen entspann sich eine kurze Diskussion: In unseres Statuten ist festgehalten, dass der Verein parteipolitisch neutral sei. Heisst das nun aber auch, dass wir uns jeglicher politischer Stellungnahme zu enthalten haben? Nein, lautete der Konsens: wenn es (wie z.B. in den Fällen der Abstimmung zum Covid-Gesetz oder zum Tierversuchsverbot) um Fragen geht, die wissenschaftliche Themen betreffen, dann sollten wir uns dazu auch äussern dürfen; allerdings ist der Vorstand gehalten, bei kontroversen Themen zunächst die Mitglieder zu befragen, bevor er öffentliche Stellungnahmen verbreitet.
Ein Mitglied verlangte eine bessere Sichtbarkeit unseres Vereins in der Öffentlichkeit; hierzu sollte der Vorstand erweitert und Arbeitsgruppen gegründet werden. Der Vorstand nahm zustimmend davon Kenntnis und versprach, sich für dieses Anliegen einzusetzen – wenn es auch angesichts der aktuellen Mitgliederzahl und dem geringen Anteil aktiver Mitglieder schwierig werden dürfte, solche Ideen auch tatsächlich zu realisieren.
Nach einem kurzen Ausblick auf die für das laufende Jahr geplanten Aktivitäten konnte die Sitzung pünktlich um 17 Uhr geschlossen werden.