Vom 25. bis 27. Januar fand das Zürcher Philosophie-Festival in der Mühle Tiefenbrunnen statt. Weil ich mit der Anmeldung spät dran war, waren zwar viele Veranstaltungen bereits ausgebucht, aber auch die wenigen, an welchen ich teilnehmen konnte, waren sehr anregend.
Unter dem Titel „Verbraucht und verkauft“ wurden die beiden Kurzfilme „E.B.C. 5300m“ und „Traces“ gezeigt und kommentiert. Der erstere wirft einen kritischen Blick auf den Tourismus und seine Spuren am Basecamp des Mount Everest, während „Traces“ sich mit dem Leben einer Putzfrau ohne Aufenhaltsbewilligung befasst. Beide Filme wurden von einer Filmexpertin und einer Philosophin besprochen; so wurden auch weniger offensichtliche Bedeutungsschichten beleuchtet, die bei einer herkömmlichen Filmanalyse weniger im Vordergrund stehen. Besonders eindrücklich fand ich, wie es bei „E.B.C. 5300m“ gelang, viele Inhalte ohne einen einzigen gesprochenen Kommentar zu übermitteln, und wie die prekären Lebensumstände der in „Traces“ porträtierten Frau ohne plakative Hinweise, fast „nebenbei“, aber um so eindringlicher dargestellt wurden.
Die Kurzveranstaltungen unter dem Titel „Lehrstuhl“ bestanden aus einen Kurzreferat und einer Publikumsdiskussion. Besonders interessant war für mich der Beitrag „Kritisches Denken“ von Jonas Pfister (Autor des gleichnamigen Buches und Assistenzprofessor an der Universität Innsbruck), der eine sehr gute und leicht verständliche Zusammenfassung zu den Hintergründen dieses Begriffes gab. Anschliessend analysierte Lea Chilian vom Institut für Sozialethik an der Uni Zürich den Migros-Werbefilm „Sturmfrei“, wobei schnell klar wurde, dass dieser scheinbar leichtfüssige Clip mehr (und teilweise problematische) Ideologien transportierte als man auf den ersten Blick vermuten würde. Schliesslich sprach Kathrin von Allmen (Doktorandin am Philosophischen Seminar der Uni Zürich) zum Thema „Klimaverantwortung“; ein Schwerpunkt ihres Referates und der anschliessenden Diskussion war die Frage, wie individuelles Handeln und politische Aktivität ineinandergreifen.
Am Rande dieser Anlässe gab es immer wieder auch informelle Gespräche; eines davon könnte vielleicht sogar in eine Veranstaltung unseres Forums münden. Stay tuned!
Sehr gerne hätte ich noch weitere Beiträge besucht, so etwa „Daumenhoch statt Dollarschein – Likes als neue Währung“ mit der Moderatorin Barbara Bleisch, oder „Zu reich – Kann Eigentum Sünde sein?“. Aber eben, wer zu spät kommt… Immerhin: das nächste Zürcher Philosophie-Festival findet vom 25. bis 27. Januar 2024 statt, und da werde ich mich dann ganz sicher rechtzeitig anmelden. Du auch?