Verschwörungstheorien: Eine Annäherung

Marko KovicBlog, Skeptiker-Blog12 Comments

Vor einer Woche, am 22. September, fand in der Schweiz die Abstimmung u.a. über das revidierte Epidemiegesetz statt, und die Vorlage wurde mit deutlicher Mehrheit angenommen. Im Vorfeld der Abstimmung war die Art und Weise, wie die Gegnerschaft des revidierten Gesetzes argumentierte, auffällig: Nicht so sehr die tatsächlichen Veränderungen im Gesetzestext wurden kritisiert, sondern quasi-apokalyptische Szenarien bei Annahme des revidierten Gesetzes in Aussicht gestellt. Nähe zu Fakten spielte dabei nur eine sekundäre Rolle.

Die Wortwahl des Nein-Komitees nach der Abstimmung in der Botschaft «Epidemiegesetz wurde angenommen. Wie weiter?» zeugt denn auch weiterhin von einer fundamental-konfliktiven Sicht der Dinge:

Wir haben einen Kampf, nicht aber den Krieg verloren.

Die Kommentare auf der Webseite des Nein-Komitees sprechen eine ähnliche Sprache – die Schandtaten der Mächtigen konnten nicht verhindert werden.

Und auch bei dem oben verlinkten Blogeintrag «Abstimmung zum revidierten Epidemiegesetz vom 22. September: Fakt vs. Fiktion» wurde in einigen Kommentaren festgehalten, dass hinter dem revidierten Epidemiegesetz in Tat und Wahrheit die verdeckten Interessen mächtiger Akteure stecken:

Kommentare

Die Abstimmung vom 22. September war bemerkenswert: Um eine unspektakuläre Gesetzesrevision wurde ein verschwörungstheoretisches Netz gespannt, das eine erstaunlich hohe Anzahl an Menschen zu mobilisieren vermochte. Wie ist so etwas in einem fortschrittlichen Land wie der Schweiz möglich? Warum üben Verschwörungstheorien einen einen derart verlockenden Reiz aus?

Die Anatomie von Verschwörungstheorien

Was ist eigentlich eine Verschwörungstheorie? Verschwörungstheorien gehören zu jenen Konzepten, welche wir (intuitiv) oft anhand konkreter Beispiele erkennen (wie im Falle der Epidemiegesetz-Gegnerschaft), aber Definitionen des Konzeptes selber schuldig bleiben. Ein erster Anhaltspunkt für eine mögliche Definition liefert Wikipedia:

Als Verschwörungstheorie bezeichnet man im weitesten Sinne jeden Versuch, ein Ereignis, einen Zustand oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken von Personen zu einem illegalen oder illegitimen Zweck.

Diese Definition ist soweit einleuchtend: Eine Verschwörungstheorie versucht, Dinge als Folge verschwörerischen Handelns von Personen zu erklären. Dieser Definitionspfad greift aber nich alle Facetten von Verschwörungstheorien ab, haben Verschwörungstheorien doch z.B. den Charakter «alternativer» Erklärungsmodelle in Opposition zu akzeptierten Mainstream-Erklärungen. Und auch implizieren wir in der Regel, dass die Wahrheitssuche bei Verschwörungstheorien (eine Prämisse der hier festgehaltenen Überlegungen ist, dass Verfechter von Verschwörungstheorien das grundsätzliche Ziel verfolgen, Wahrheit aufzudecken) eine Form annimmt, die fehlerhaft ist.

Im Artikel «Of Conspiracy Theories» (PDF) verwendet der Autor den Begriff «unwarranted conspiracy theories», und beschreibt fünf Eigenschaften von Verschwörungstheorien:

  1. A UCT is an explanation that runs counter to some received, official, or „obvious“ account.
  2. The true intentions behind the conspiracy are invariably nefarious.
  3. UCTs typically seek to tie together seemingly unrelated events.
  4. As noted, the truths behind events explained by conspiracy theories are typically well-guarded secrets, even if the ultimate perpetrators are sometimes well-known public figures.
  5. The chief tool of the conspiracy theorist is what I shall call errant data.

Diese Definition hält einige wichtige Aspekte fest: Verschwörungstheorien sind eine oppositionelle Lesart «offizieller» Erklärungen; die Verschwörung ist böswillig (die Verschwörenden haben nichts «Gutes» im Sinn; d.h. sie sichern sich zu Lasten der Mehrheit Vorteile); die Verschwörung verbindet erklärend auf den ersten Blick nicht zusammenhängende Ereignisse und Akteure; die Wahrheit ist ein Geheimnis (die meisten wissen nicht davon); die Verschwörung ordnet «erratische» Daten kausal ein (unerklärte, zufällige Ereignisse und Eigenschaften werden kausal eindeutig erklärt).

Der Aufsatz «Political paranoia v. political realism» (PDF) ergänzt die obigen Kriterien um einige wichtige Punkte:

  1. In the first place, conspiracy theorists consider the alleged conspirators to be Evil Incarnate. They are not simply people with differing values or run-of-the-mill political opponents, but inhuman, superhuman and/or anti-human beings who regularly commit abominable acts and are implacably attempting to subvert and destroy everything that is decent and worth preserving in the existing world.
  2. Second, conspiracy theorists perceive the conspiratorial group as both monolithic and unerring in the pursuit of its goals.
  3. Third, conspiracy theorists believe that the conspiratorial group is omnipresent, at least within its own sphere of operations.
  4. Fourth, the conspiratorial group is viewed by conspiracy theorists as virtually omnipotent.
  5. Finally, for conspiracy theorists, conspiracies are not simply a regular feature of politics whose importance varies in different historical contexts, but rather the motive force of all historical change and development.

Vor allem die Eigenschaften der in die Verschwörung involvierten Akteure sind wichtig: Omnipräsenz und Omnipotenz. Um grössere Verschwörungen anzetteln, durchführen und geheim halten zu können, müssen die Verschwörenden praktisch in jeder Sphäre der Gesellschaft ihre Finger im Spiel haben, und dabei sehr wirkungsvoll vorgehen.

Zu diesen Dimensionen von Verschwörungstheorien ist noch eine weitere, den bereits zitierten implizite, hinzuzufügen: Transitivität von Ereignissen, Akteuren und deren Beziehungen zueinander. In einer einfachen Form meint Transitivität die Übertragbarkeit von logischen Implikationen: Wenn A, dann B. Wenn B, dann C. Darum: Wenn A, dann C.

Wenn für alle Beziehungen zwischen Akteuren Transitivität angenommen wird, kann in praktisch jeder Situation sehr schnell ein verschwörerisches Beziehungsnetz ausgemacht werden. Schöne Beispiele für Verschwörungstheorien infolge totaler Transitivität ist die Hypothese, Facebook gehöre der CIA, oder auch, die NATO habe Terrorattacken in Italien verübt (Beide Verschwörungstheorien haben wir mangels Faktencheck fälschlicherweise in Folge 21 von SkeptisCH behauptet).

Wann sind Verschwörungstheorien beliebt?

Eine banale Beobachtung bei der Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien ist, dass nicht jede Verschwörungstheorie auf gleich viel Anklang stösst, obwohl vielleicht der Grossteil davon hinsichtlich der im vorherigen Abschnitt angerissenen Dimensionen strukturell ähnlich aufgebaut ist. Was sind die Bedingungen, unter denen Verschwörungstheorien eher Verbreitung erfahren?

In einem alten Blogeintrag hatte ich vor geraumer Zeit versucht, über die Beliebtheit von Verschwörungstheorien zu spekulieren, und habe einige mögliche Faktoren ausgemacht:

Verschwörungstheorien_Faktoren

Für Verschwörungstheorien selber sind dabei zwei Faktoren vermerkt: Realitätsnähe und Schwere der Konsequenzen. Realitätsnähe meint, dass jene Verschwörungstheorien beliebter sind, deren kausale Erklärungen grundsätzlich kompatibel mit dem gesicherten Wissen über die Welt sind. So wird für die Terrorattacken vom 11. September 2011 in den USA die verschwörungstheoretische Erklärung, die US-Regierung habe die Anschläge inszeniert oder zumindest zugelassen, von weitaus mehr Leuten verfochten als die Erklärung, die Attacken seien von UFOs verübt worden.

Schwere der Konsequenzen will heissen, dass jene Verschwörungstheorien mehr Verbreitung finden, welche gravierendere Ereignisse erklären. Eine weltumspannende Verschwörungstheorie über die Weltgesundheitsorganisation, welche mittels Impfprogrammen auch die Schweiz gefügig machen will, begeistert mehr, als die Verschwörungstheorie über einen Gemeindepräsidenten im Appenzellerland, der sein Feierabendbier aus der Gemeindekasse zahlt.

Inwiefern diese zwei Faktoren tatsächlich erklärendes Potential haben, ist unklar, da sozialwissenschaftliche Diffusionsforschung zur Karriere von Verschwörungstheorien nicht zu existieren scheint. Im Weiteren dürfte auch mindestens ein weiterer, ebenso wenig beforschter Faktor von Bedeutung sein, nämlich die zeitliche Nähe zu Ereignissen. Verbreiten sich Verschwörungstheorien am schnellsten unmittelbar nach den Ereignissen, oder erst nach einer gewissen Inkubationsphase?

Irrationalität am Werk? Die paranoide Persönlichkeit

Wenn auch sehr unterforscht ist, warum welche Verschwörungstheorien beliebt sind, gibt es einige Hinweise darauf, was für Menschen Verschwörungstheorien anhängen. Seit Richard Hofstadters Text «The Paranoid Style in American Politics» von 1964 hat sich die Idee eingebürgert, verschwörungstheoretisches Denken hänge stark mit paranoidem Denken zusammen. Verschwörungstheorien als paranoide Erklärungsansätze bedeuten demzufolge, dass ein Zusammenspiel mächtiger Akteure gesehen wird, welche allesamt Unredliches im Sinn haben. Diese Annahme verträgt sich durchaus mit den oben vorgestellten Definitionsansätzen für Verschwörungstheorien.

Es ist wichtig, Paranoia im Kontext von Verschwörungstheorien nicht mit spezifischen Gebrechen wie der paranoiden Persönlichkeitsstörung gleichzusetzen. Wenn auch einzelne Menschen, welche Verschwörungstheorien anhängen, an starken Formen z.B. von Wahnvorstellungen leiden, ist das sehr wahrscheinlich nur eine kleine Minderheit. Studien wie «Paranoia and the structure of powerlessness» (PDF), «Belief in Conspiracies» (PDF) oder «Belief in conspiracy theories. The role of paranormal belief, paranoid ideation and schizotypy» zeigen lediglich, dass bestimmte Eigenschaften von Befragten (Gefühl der Fremdbestimmtheit bzw. eigenen Machtlosigkeit, tiefes Vertrauen gegenüber Mitmenschen) mit paranoiden Gefühlen bzw. konkret mit Glaube an Verschwörungstheorien korrelieren. Dabei werden keine klinischen Diagnosen gestellt, sondern Probanden füllen Fragebogen aus.

Ein anderer, weniger erforschter Ansatz tangiert weniger rein individuelle Eigenschaften und beschäftigt sich stattdessen stärker mit sozialpsychologischen Aspekten von Verschwörungstheorien. In «Conspiracy theories as quasi-religious mentality» (PDF) stellen die Autoren nämlich die These auf, Verschwörungstheorien beruhten auf quasi-religiösen kognitiven und sozialen Prozessen. Ein solcher Ansatz steht in bedeutendem Widerspruch zur These der paranoiden Persönlichkeit: Während quasi-religiöses Verhalten die Vergemeinschaftung einer Gruppe beschreibt, beschreibt das Modell der paranoiden Persönlichkeit Menschein mit tendentiell weniger sozialer Vernetztheit. Dennoch scheint der Aspekt der Quasi-Religiosität nicht völlig Fehl am Platz, gerade angesichts der Epidemiegesetz-Gegnerschaft. Bei diesem Beispiel hat sich gerade eine Gruppe Gleichgesinnter zusammengeschlossen und kollektiv gehandelt.

Es scheint, dass noch Einiges an Forschung notwendig ist, um schlüssig zu bestimmen, welche persönlichen Eigenschaften bzw. was für soziale Funktionen Menschen (bewusst oder unbewusst) dazu bewegen, sich Verschwörungstheorien hinzugeben.

Rational, aber schlecht informiert? «Crippled epistemology»

Jenseits der Fragen, welche Arten von Verschwörungstheorien besser gedeihen, und, welche Persönlichkeitsmerkmale den Hang zu Verschwörungstheorien ggf. begünstigen, ist ein anderer Gedanke zu Verschwörungstheorien eine Überlegung wert: Was, wenn Verschwörungstheorien nicht einfach ein mit Fehlschlüssen behaftetes Denken darstellen, sondern gegeben der für das Individuum vorhandenen Informationen die rationale Schlussfolgerung sind?

Diese Idee wird in «Conspiracy Theories: Causes and Cures» (PDF) als «crippled epistemology» beschrieben:

For most of what they believe that they know, human beings lack personal or direct information; they must rely on what other people think. In some domains, people suffer from a “crippled epistemology,” in the sense that they know very few things, and what they know is wrong. Many extremists fall in this category; their extremism stems not from irrationality, but from the fact that they have little (relevant) information, and their extremist views are supported by what little they know.

Ein Szenario dieser verkürzten Epistemologie ist für alle, die diesen Blogeintrag lesen, gut vorstellbar: Eine vernunftbegabte Person informiert sich zu einem bestimmten Thema, z.B. Impfungen, nur aus einer handvoll Quellen im Internet, und diese Quellen wiederholen alle nur eine handvoll Argumente, welche nachweislich falsch sind. Für die betroffene Person erschliesst sich dies allerdings nicht: Ohne Kenntnisse der Materie können Aussagen etwa über den Zusammenhang von Impfungen und Autismus nicht ohne Weiteres autonom beurteilt werden. Stattdessen wird den wenigen Quellen, welche die Person kennt, Vertrauen geschenkt.

Aus skeptischer Sicht ist an diesem Punkt womöglich einzuwenden, dass eine kritisch denkende Person sich fragen müsste, wie diese Quellen ihre Behauptungen begründen, womit die verkürzte Epistemologie schon an der Basis durchbrochen werden könnte. Aus alltagspraktischer Sicht ist ein konsequentes Hinterfragen aller Informationen allerdings ein äusserst ineffizientes Vorgehen, weswegen die meisten Leute auch eine andere Strategie wählen. Permanent alle Aussagen auf ihre Gültigkeit hin zu prüfen, wäre schlicht zu ressourcenraubend – wir wären den ganzen Tag nur am Informationen prüfen, und auch so würden wir nur einen Bruchteil dessen, womit wir täglich konfrontiert sind, erschöpfend bearbeiten können. Auch skeptisch Eingestellte wenden darumt vertieftes kritisches Denken nur in Ausnahmesituationen an und verlassen sich für die meisten anderen Situationen auf die Zuverlässigkeit der wahrgenommenen Quelle, fahren also quasi mit Autopilot.

Fazit

Dieser Blogeintrag liefert keine Antworten, sondern will für eine wichtige Frage sensibilisieren: Warum gedeiehen Verschwörungstheorien?

Erst wenn wir einigermassen verstehen, wodurch sich Verschwörungstheorien auszeichnen, wie sie entstehen und bei was für Menschen sie sich in welchen Kontexten verbreiten, sind wir in der Lage, wirksam Gegensteuer zu geben.

Verschwörungstheoretisches Denken ist kein Phänomen, welches bloss eine kleine Minderheit von Menschen mit Aluminiumhüten betrifft. Ganz im Gegenteil: Verschwörungstheorien liegen vielen esoterischen, pseudo- und antiwissenschaftlichen Lehren und Behauptungen zugrunde. Wie schliesslich die Abtimmung zum revidierten Epidemiegesetzt deutlich vor Augen geführt hat: Verschwörungstheorien sind längst salonfähig.

Autor

12 Comments on “Verschwörungstheorien: Eine Annäherung”

  1. Verschwörungstheorien werden hier sehr negativ dargestellt. Das dumme Volk glaubt lieber dubiosen Webseiten, als der Pharmaindustrie oder der lieben Regierung. Ab und an stellt sich heraus, dass die offizielle Version offensichtlich falsch ist. Beispiele dafür sind die Ermordung Aldo Moros oder ganz aktuell die NSA Überwachung. In anderen Fällen, z.B. Kennedy, ist die offizielle Version derart schwach, dass ein Nachhaken geradezu gefordert ist – auch wenn man damit natürlich zum Verschwörungstheoretiker wird. Ubrigens ein sehr beliebtes Totschlagargument.

    Für mich sind VTs eine wichtige Ergänzung zum Mainstream und allemal Wert in die eigenen Überlegungen einbezogen zu werden.

    Gruss Benny

  2. Hallo Benny,
    Aldo Moro ist wohl ein schlechtes Beispiel. Vermutlich war das den Amerikanern recht, dass er gestorben ist, aber es war die BR, die ihn ermordet haben. Kannst Du mir die Quelle von Deiner Behauptung zu Aldo Moro angeben?

    1. Laut Wikipedia: „Es gibt stichhaltige Indizien, dass auch die Geheimdienste bei der Entführung dabei waren“ – was damals wohl eine VT war. Ansonsten kannst du auch gerne Gladio als besseres Beispiel nehmen.

  3. Pingback: Lady Gaga und die Illuminaten @ gwup | die skeptiker

  4. Sehr guter Artikel. Ich würde es interessant finden, wenn ihr einmal verschiedene Theorien beleuchten könntet. Z.B. die ganzen 9/11 Verschwörungen oder auch den Personenkult um gewisse Theoretiker wie aktuell Alex Jones oder damals Bill Cooper.

  5. Generelle, psychologisierende, Attacken gegen alle „Verschwörungstheorien“ oder „alle“ „Verschwörungstheoretiker“ sind dumm. Die Frage ist zudem, wer hinter solchen Attacken steckt… Jedenfalls spielen diese den Regierungen in die Hände. Natürlich sind manche Theorien ohne Fundament. In manchen Fällen jedoch hat die entsprechende Regierung tatsächlich etwas zu verbergen und es wichtig, dass es mutige Bürger gibt, die dies offenlegen. Wer wollte etwa bestreiten, dass in den Fällen, die die USA betreffen, etwa zum „Kennedy-Attentat“, „Martin Luther King – Attentat“, „Iran-Contra-Affäre“, „Irak-Kriegsbegründung“ Vertuschung und Irreführung der Öffentlichkeit stattgefunden haben? „Watergate“ etwa war das klassische Verschwörungs- und Vertuschungsszenario: Nur dank der Washington Post wurde es aufgedeckt. Man muss jedes Ereignis gesondert betrachten und die Beweise sorgfältig abwägen. Die Frage warum Verschwörungstheorien gedeihen ist auch klar beantwortet: Weil die Regierungen und v.a. deren Geheimdienste, manchmal auch Grosskonzerne, zu wenig transparent sind und ausserhalb jeder Legalität operieren. Sie sperren Informationen – nur um ein Beispiel zu nennen, sind CIA-Informationen zu Lee Harvey Oswald heute immer noch geheim – über 50 Jahre nach dem Attentat, 23 Jahre nach Ende des kalten Krieges und bei einem angeblichen Einzeltäter! Ein Schelm, wer dazu etwas „Konspiratives“ denkt…

  6. Pingback: Interview über die NSA-Überwachungsaffäre

  7. Zitat: „Erst wenn wir einigermassen verstehen, wodurch sich Verschwörungstheorien auszeichnen, wie sie entstehen und bei was für Menschen sie sich in welchen Kontexten verbreiten, sind wir in der Lage, wirksam Gegensteuer zu geben.“

    Dieses Fazit soll mir anscheinend den Eindruck vermitteln, dass Verschwörungstheorien nur von bestimmten Typen von Menschen ausgedacht werden. Auch hält man es in diesem Beitrag für nötig, ein Gegensteuer zu geben.
    Ich sehe die Wurzel vieler Verschwörungstheorien in der Art und Weise, wie Gruppierungen, welche die Deutungshoheit in einer Region oder einem Land besitzen, selber Verschwörungstheorien in Umlauf bringen. Nämlich indem sie ein Thema ohne sachbezogene Beweise abschliessend erklären und es mit perpetueller Wiederholung ihrer Aussagen als Tatsache verkaufen.

    Als Beispiel führe ich die Anschläge des 11. September 2001 in New York an. Die Erklärung des 9/11-Reports ist eine klassische Verschwörungstheorie und hat nur durch staatliche Repressalien ihren vermeintlichen Wahrheitsgehalt erlangt.

    All diejenigen, welche die offizielle Version der 9/11 Anschläge in Frage stellen sind Verschwörungstheoretiker. Dieser Fakt lässt sich ohne Beweise nur erhärten, wenn man die Deutungshoheit in einem Einflussgebiet hat.

    ->

    Folglich könnte man jetzt sagen, dass der naive Teil der Menschen generell keine Verschwörungstheorien generiert und der kritisch denkende Teil der Menschen den Keim für Verschwörungstheorien darstellt. Ich führe diesen Gedanken bewusst nicht weiter aus.

    Was mir in dem oben abgedruckten Bericht fehlt, ist die Beschreibung des Mechanismus, der mit dem Totschlagargument „Verschwörungstheoretiker“ aufgrund der Angst vom Inhaber der Deutungshoheit, in einem Einflussgebiet angewandt wird.

    1. Sie kennen die CIA-Depesche von 1967, die Anfang der 70er Jahre deklassifiziert wurde? http://jfkfacts.org/wp-content/uploads/2013/11/Countering-Warren-critics-040167.pdf Am Anfang steht PSYCH – d.h. psychologische Kriegsführung, d.h. hier beauftragt der CIA im Rahmen einer media operations seine Kontaktleute mit Journalisten und Politikern weltweit in Verbindung zu treten, um Menschen, die an dem Warren-Report zur Ermordung JFKs zweifeln, entgegenzutreten. Erst wenn richtige Diskussionen losgehen, sollen den Vertretern der „Verschwörungstheorie“ kommunistische Hintergründe, eigene oder finanzielle Interessen unterstellt und die Argumente als nicht neu und alle im Report enthalten abqualifiziert werden. Im Buch „Conspiracy in America“ von Lance deHaven-Smith (2013) beschreibt dieser die Entwicklung, dass es eine der erfolgreichsten PR-Aktionen war, den Paranoid-Alu-Idioten-Hut als Label jemandem als „Putdown“-Argument verpassen zu können, insofern er sich kritisch mit der Fassung der Regierung auseinandersetzte. Stattdessen ist die Verfassung der USA auf der Verschwörungstheorie aufgebaut, dass es eine Gewaltenteilung braucht, da die Regierenden, vorab King George, von dem die Unabhängigkeit erstritten wurde, dazu neigen, die Macht an sich zu reissen und die Völker ins Verderben zu stürzen. Deshalb ist es gerade im Sinne der Verfassung, wenn Bürger/innen ein gesundes Misstrauen gegenüber der Regierung hegen. Dagegen wurde ab dem 20. Jhd. die Norm implantiert, dass man Vaterlandsverräter sein, wenn man die Regierung hinterfragt. Der Alu-Hut-Zauber wirkt sogar bis in dieses Forum, statt zu hinterfragen, warum es das Denkverbot gibt, sich mit den physikalischen Beweisen für eine Sprengung an 9/11 auseinanderzusetzen. Als Denkaufgabe: Wie ist der Freie Fall von Gebäude 7 zu erklären, der von der Regierungsbehörde NIST für 2.25 Sekunden mindestens 8 Stockwerken symmetrisch einstürzen liess, d.h. über 80 Stahlsäulen gleichzeitig wegbrechen mussten? Wie ist die Beschleunigung ohne Ruck von Zweidrittel des Freien Falls der Twin Towers zu erklären, wenn der Piledriver (Rammhammer) sich doch in Staub auflöst, und eigentlich der Widerstand von unten eine Kraft entgegenwirkt, die nicht zu einer so hohen Beschleunigung führt? Und wie ist der geschmolzene Stahl zu erklären, durch Fotobeweise wie im FEMA-Bericht 403 Anhang C, durch geschmolzene Klumpen wie den Meteoriten, durch Augenzeugen wie den Firemarshall Rudy Dent und viele weitere Feuerwehrleute, die flüssigen Stahl beobachtet haben, durch Fotobeweise, und schliesslich durch zwei Untersuchungen, die einen hohen Anteil von Eisen-Mikrokügelchen direkt nach 9/11 nachgewiesen haben, also die nicht durch Schneiden beim Abtransport entstanden sind. Viel Spass beim Denken. Wie Pascal schrieb, letztlich ist die offizielle Version der Bush-Cheney-Regierung die wirklich „empörende Verschwörungtheorie“.

  8. Wow, von Skeptikern hätte ich mehr erwartet. Anscheinend seit ihr skeptisch gegenüber Leuten, die versuchen die Wahrheit rauszufinden dafür hinterfragt ihr nichts was von offizieller Seite kommt. Klar gibt es viele hirnverbrannte Theorien, wie die Annunki, Aliens, Nibiru, ancient Astronauts u.v.v.m. aber wer im Jahr 2016 noch denkt, dass die 3 WTC Gebäude durch Flugzeugbenzin im freien Fall kollabiert sind, der sollte sich wirklich dringend von einem Arzt untersuchen lassen, denn der erkennt die Realität nicht mehr.

  9. @mariadellagiustizia: „wer im Jahr 2016 noch denkt, dass die 3 WTC Gebäude durch Flugzeugbenzin im freien Fall kollabiert sind“
    Es ist ja nicht nur das „Flugzeugbenzin“, welches da verbrannte, sondern auch noch die ganzen anderen Chemikalien, die die Flugzeuge zur gezielten Gedankenkontrolle der Bevölkerung geladen haben, mit denen die Chemtrails erzeugt werden. Das Zeug erzeugt beim Verbrennen doch bestimmt massiv höhere Temperaturen als Kerosin alleine.
    Da hättest du eigentlich selber darauf kommen müssen. Da hätte ich von einer echten Verschwörungstheoretikerin mehr erwartet.

  10. Guten Tag,

    Sie verwenden den begriff Verschwörungstheorie mMn zu Inflationär ohne definitorischen Charakter. Warum können Sie den 11. September 2001 nicht als inszeniert erkennen? Meine These: aus seelentiefer angst vor Identitätsverlust.

    Mittlerweile gibt es nämlich neue, bemerkenswert fundierte Forschungsergebnisse zum 11. September, die der offiziellen Regierungsversion inkongruent gegenüber stehen.

    So kommt etwa der deutsche Physiker und Mathematiker Dr. Ansgar Schneider nach einem mehrjährigen Forschungsprozess zu dem Ergebnis, dass die offiziellen Angaben zum Einsturz der Gebäude durch die US-Behörde NIST nach aktuellem naturwissenschaftlichen Forschungsstand unzutreffend sind. Das gilt insbesondere für den Kollaps von WTC7, bei dem absichtliches menschliches Einwirken unverkennbar offenbar wird.

    Gleichfalls zeigt Dr. Schneider die definitorische Unschärfe des pejorativen Begriffes „Verschwörungstheorie“ und seiner medialen Rezeption auf. Für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, in der die verwendeten Begriffe präzise definiert sein müssen, eignet sich ein konturloser Diffamierungsbegriff naturgemäß wenig. Konsequent angewendet, handelt es sich dann nämlich gleichfalls bei der offiziellen Regierungsversion um eine Verschwörungstheorie – eine Verschwörung von Osama bin Laden gegen die Vereinigten Staaten von Amerika.

    Folgend präsentiert Dr. Schneider seine naturwissenschaftlichen und soziologischen Forschungsergebnisse in einem 2,5 stündigen, über alle Maßen bemerkenswerten Vortrag:
    https://m.youtube.com/watch?v=ICgr-Lg7Yvw

    (bitte nehmen Sie sich die Zeit)

    PS: der eigentliche Grund für die vehemente Abwehr selbst naturwissenschaftlicher Sachkritik am 11. September 2001 besteht in einer seelentief sitzenden Angst vor Identitätsverlust. Die sich aus einer Inszenierung dieses Ereignisses ergebende Konsequenz rüttelt nicht nur am Fundament des eigenen Weltbildes, sie erodiert es regelrecht und reißt mit dem Annehmen dieser Erkenntnis als existentiell gewichtete Säulen ein, die über Jahrzehnte oft mühsam errichtet worden sind und die sich stets als der gesellschaftspolitischen Tatsächlichkeit entsprechend herausgestellt zu haben scheinen.
    Mehr fallend als stehend stünde man nun nicht ohne Scham und großer Fassungslosigkeit vor diesem existentiellen Scherbenhaufen. Zweifelsohne ein sehr schmerzhafter Prozess. Um dieser Unerträglichkeit zu entgehen, begegnet man den darauf Verweisenden gerne mit kurzzeilig gehaltenem, scharfzüngigem Spott. Diese bei vielen unterbewusst wohl längst geahnte doch bislang unerbittlich unterdrückte Bitterkeit äußert sich außerdem häufig in einer grundsätzlichen Verächtlichmachung des Boten. Etwaige Antworten hierauf werden das erfahrungsgemäß belegen, selbstredend ohne ehrlichen Bezug zur Angst über das etwaige Zutreffen des 11. Septembers als Inszenierung und der Konsequenz daraus.
    Auch Herr Schneider sah sich damit konfrontiert, als ein Freund ihm im Jahr 2014 erstmals den Einsturz von WTC7 zeigte. Im Geiste der Aufklärung entschied er sich aber für die Sachbetrachtung und kam empirisch zu dem unerträglich unbequemen Ergebnis einer Gebäudesprengung als einzig naturwissenschaftliche Erklärung der Ereignisse. In seinem Buch „Stigmatisierung statt Aufklärung: Das Unwesen des Wortes »Verschwörungstheorie« und die unerwähnte Wissenschaft des 11. Septembers als Beispiel einer kontrafaktischen Debatte“ belegt Schneider diesen Befund dezidiert – und im obigen Vortrag fasst er seine Forschungsergebnisse anschaulich zusammen. Sie seien euch ans Herz gelegt : )

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