«Wo denken Sie hin?»: Mit dieser Formulierung will man ja meist ausdrücken, dass man einen Gedanken völlig abwegig findet. Und nein, abwegig sind unsere Aktivitäten wohl nicht. Trotzdem lohnt es sich, immer wieder einmal einen Schritt vom Alltagsgeschäft zurückzutreten und die Frage zu stellen, was man denn eigentlich bezweckt, und ob man sich immer noch auf dem richtigen Weg befindet, um diese Zwecke zu erreichen. Genau diese Absicht verfolgte das Skeptics@home vom 28. Februar 2022.
7 Vereinsmitglieder (davon 4 Vorstandsmitglieder) nahmen an der Videokonferenz teil. Zwei Vorschläge waren bereits im Vorfeld schriftlich eingereicht worden; diese dienten uns als Einstieg in die Diskussion.
Ein Vorschlag betraf die «Social Justice Warriors» und die Identitätspolitik. Bereits im letzten Jahr hatten wir dieses Thema in einem Skeptics@home mit Martin Mahner als Referenten aufgenommen; damals wie heute bestand weitgehende Einigkeit darüber, dass es sich um ein wichtiges Thema handelt, das laufend sowohl allgemein gesellschaftliche wie auch wissenschaftspolitische Auswirkungen zeitigt und somit auch weiterhin unsere Aufmerksamkeit verdient. Hierzu soll ein kontradiktorisches Gespräch durchgeführt werden; erste Vorbereitungen hierzu sind bereits im Gange.
Ein weiterer Vorschlag umfasste grundsätzliche Überlegungen zur Ausrichtung des Vereins auf intensiveren Aktivismus und erhöhte Sichtbarkeit nach aussen. Im Moment fehlen uns jedoch die personellen Ressourcen, um grosse, öffentlichkeitswirksame Aktionen zu lancieren. Zwar zählt unser Verein über 260 Mitglieder, jedoch engagiert sich nur ein sehr kleiner Teil davon über die Bezahlung des Mitgliederbeitrages hinaus – was dann eben das Ansprechen einer grösseren Öffentlichkeit erschwert.
Dennoch ist die Forderung nach einer besseren öffentlichen Präsenz sehr berechtigt, und wir sollten sie nicht einfach mit dem obigen Hinweis ad acta legen. Auch wenn die Schritte in diese Richtung vorerst noch klein sein mögen, es lohnt sich ganz sicher, diesen Aspekt bei der Planung, Bewerbung und Durchführung von Anlässen stets im Auge zu behalten. Eine wichtige Rolle könnte in diesem Zusammenhang auch eine intensivere Kooperation mit befreundeten Organisation wie z.B. die Freidenkenden oder Reatch spielen.
Hier stellt sich auch die Frage, ob der Verein seine bisherige politische Neutralität relativieren soll. Konkrete Ansätze dazu ergaben sich kürzlich bei den Abstimmungen zum Covid-Gesetz (Beitritt zum Unterstützungskomitee) und zum Tierversuchsverbot (persönliche Stellungnahme des Präsidenten im Blog). An der kommenden MV soll ein Grundsatzentscheid zu diesem Themenfeld gefasst und der Vorstand gegebenenfalls mit der Ausarbeitung von Richtlinien beauftragt werden.
Es ist absehbar, dass ein solcher Schritt zu vermehrten Diskussionen auch innerhalb unseres Vereins führen wird. Gerade dadurch könnte aber der wichtigste Anspruch des kritischen Denkens eingelöst werden, auch scheinbar gefestigte Haltungen im Lichte neuer Erkenntnisse immer wieder zu überprüfen und sie nötigenfalls zu revidieren.
Ja, wo denken wir hin? Dieser Frage sollten wir nicht aus dem Wege gehen, sondern uns ihr immer wieder aufs Neue stellen; nur so können wir (um in diesem Bild zu bleiben) den Weg auch weiterhin finden, den wir verfolgen wollen.