Ihr Narren: Die Welt IST untergegangen!

Marko KovicBlog, Skeptiker-Blog11 Comments

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Am oder um den 21. Dezember dieses Jahres hätte es so weit sein sollen: Das Ende des Planeten Erde (oder zumindest der Menschheit) sollte eingeläutet werden, ausgelöst durch eine Katastrophe kosmischer Dimension – ein unbekannter Planet Nibiru, Sonnenstürme, ein Polsprung, schwarze Löcher am CERN, Bibelcode, zur Not auch Nostradamus.
Die Prophezeihung über den nahenden Untergang wurde nicht allzu ernst genommen; nicht ohne Häme wurden etwa Doomsday-Parties veranstaltet, wurde die Theorie des Weltuntergangs im Maya-Kalender verlacht, und wurde nach dem 21. Dezember über den offenbar doch ausgebliebenen Weltuntergang berichtet.

Oh, wie sehr dieser Übermut, den ich selber auch mitgetragen habe, doch den Blick auf die Wahrheit verunmöglicht. Eines steht nämlich fest: Die Welt ist am 21. Dezember 2012 tatsächlich untergegangen. Die Zeichen, sie sind so klar, so unmissverständlich – wer diesen kleinen Text fertig liest, wird zum selben Schluss gelangen.

Die brutale Wahrheit

Wer einen Blick aus dem Fenster wagt, wird feststellen, dass eigentlich alles noch steht wie vor dem 21. Dezember. Es gab zwar den ein oder anderen Verkehrsunfall, die ein oder andere Naturkatastrophe, die ein oder andere gewaltvolle Ausschreitung, aber letztlich sind das alles Dinge, die am 21. Dezember keine statistisch auffällige Häufung oder sonstige Besonderheit erfahren haben. Richtig grosse, einschneidende Ereignisse, die eine Bedrohung für die gesamte Menschheit darstellen könnten, blieben offensichtlich aus.
Was meine ich nun aber, wenn ich im Titel dieses Blogeintrages schreibe, nein: schreie, die Welt sei doch untergegangen? Will ich nur Metaphern walzen und zum Schluss ein altkluges Fazit abgeben? Nein: Die Welt ist untergegangen.

Diese Schlussfolgerung mag schwer zu akzeptieren sein, und wird zunächst Angst auslösen. Die Wahrheit ist aber leider oft nicht sehr angenehm: Die Welt ist untergegangen. Das, was wir als Welt wahrnehmen, steht noch. Das bedeutet zwangsläufig, dass die Welt, die uns umgibt, nicht die tatsächliche Welt sein kann.

Die erste Reaktion auf diese Wahrheit, zumal von skeptischer Seite, ist eine fundamentale Ablehnung: Der spinnt! Das kann – das darf – nicht sein! Das widerspricht dem Lehrbuch-Wissen und ist verrückt!
Ich möchte versuchen, alle, die offen sind für neue, bisweilen schockierende Erkenntnisse, schrittweise an diese Wahrheit heranzuführen.

«Unsere» und die tatsächliche Welt

Wer bis hierher gelesen hat, bereitet mir eine grosse Freude, denn es zeugt nicht zuletzt von einer gehörigen Portion Mut, sich mit einer Theorie zu beschäftigen, die so neu und anders ist, dass wir sie instinktiv zu verdrängen suchen, so, wie wir panikartig zucken und zappeln, wenn eine Spinne unseren Rücken raufkrabbelt.

Unser aller Leben, unsere schönen und hässlichen Erinnerungen, unsere tiefsten Hoffnungen und Ängste, alle sind sie eine Illusion – und gleichzeitig auch wahr. Die gesamte Geschichte der Menschheit, aber auch jene der Erde, der Galaxie und des Universums sind gleichzeitig Fiktion und Tatsache. Wir und unsere Welt existieren, aber nicht in der Form, in welcher wir zu existieren glauben: Wir sind, grob gesagt, künstliche Intelligenzen innerhalb einer Computersimulation.

Das Simulations-Argument ist nicht neu, aber immer noch eine philosophische Nischenposition. Tatsache ist, dass nichts, was wir über unsere Welt wissen, der Simulations-Hypothese widerspricht, aber die Würdigung dieser Position ist bis heute ausgeblieben bzw. wurde gezielt unterdrückt. Der kritische Moment für die Durchsetzung des Simulationsparadigmas waren das Ende der 1990er und der Beginn der 2000er Jahre, als verhältnismässig rasche technologische Entwicklungen eine grosse Anzahl Menschen erreichten und beeinflussten. Dieser grosse Umbruch, in erster Linie markiert durch Vernetzung in Form des Internets sowie durch Fortschritt der Halbleitertechnologie, bedeutete für eine Generation der Menschheit eine regelrechte Revolution, die unweigerlich Fragen aufwarf nach grundsätzlichem Potential von Hard- und Software u.a. im Bereich der künstlichen Intelligenz – und den epistemischen Implikationen für uns Menschen. Diese Umbruchphase ist übergegangen in eine nicht-reflexive Stagnationsphase, in welcher die Generation der «Digital natives» (also der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche in eine bereits hochtechnologisierte Welt hineinsozialisiert wurden und ihre Entstehung nicht miterlebt haben) ausschliesslich konsumiert und jede diesem Konsum widerstrebende Denkleistung ablehnt.
Der Nährboden für eine kritische Reflexion unserer Technologisierung ist immer weniger gegeben, und damit auch die intellektuelle Kapazität, sich mit der Vorstellung auseinanderzusetzen, dass wir selber letztlich Produkt einer technologisch noch viel fortgeschritteneren Lebensform sein könnten.

Genau das sind wir aber letztlich: Ein digitales Experiment von «Ausserirdischen». Ausserirdische» in Anführungszeichen, weil es begrifflich ein wenig amüsant anmutet, unsere simulierte Erde als Referenzpunkt zu nehmen, wenn wir doch das Produkt dieser «Ausserirdischen» sind. Diese «Ausserirdischen» sind uns Menschen in vielerlei Hinsicht aber ähnlicher, als uns vielleicht geheuer wäre, wie ich im nächsten Abschnitt aufzeige.

Unsere Welt als Computersimulation: Die Rahmenbedingungen

Die Tatsache, dass wir Entitäten in einer Computersimulation sind, ist für viele Menschen verstörend, weil das, was wir als Computersimulation auffassen, sehr simpel ist: Eine endliche Menge von Programmier-Algorithmen, die letztlich dumm ist: Software ist nur ein Werkzeug, das von uns Menschen gesteuert werden muss, um sinnvolle Funktionen auszuüben. Wenn unsere Welt eine Computersimulation ist, muss das gemäss diesem Verständnis von Software bedeuten, dass wir wenig mehr als ein Videospiel sind, das sich beliebig neustarten lässt und nur durch die Interaktion externer Spielerinnen und Spieler überhaupt läuft. Jeder Aspekt unserer Realität wäre demgemäss lediglich ein Designelement, das beliebig austausch- und manipulierbar ist; keine Kohärenz, keine Gesetzmässigkeiten, keine Kausalitäten – nur Willkür der Programmierung.

Unsere Simulation ist aber nicht ein solches Stück «dummer» Software, sondern ein semi-autonomes Experiment. Nur halbautonom ist unsere Welt, weil die Simulation gekoppelt ist an bestimmte Ressourcen der tatsächlichen Welt, Rechenkapazität und Energielieferanten. Das autonome Element unserer Simulation liegt in der Natur des Experimentes: Unsere «Schöpfer» haben zu Beginn der Simulation lediglich Anfangsparameter definiert, anschliessend aber nur beobachtet, wie sich die Simulation entwickelt.

Wir Menschen sind nicht bewusst «programmierte» künstliche Intelligenzen, sondern ein Produkt zweier Parameter, welche die Wesen ausserhalb der Simulation zu Beginn der Simulation eingebaut haben: Abiogenese einerseits, Mutation und Selektion andererseits. Aber macht das Sinn? Wie sollten diese aussersimulationalen Wesen (ab hier «ASW») gerade diese Vorgänge einbauen?
Die Antwort ist banal, aber gewichtig: Diese Parameter sind schlicht Vorgänge, welche die ASW in ihrer eigenen Welt beobachtet haben.

Unsere Simulation basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der tatsächlichen Welt ausserhalb der Simulation. Die experimentierenden Wesen wollten untersuchen, was passiert, wenn sie ihr gesammeltes Wissen über die Welt in eine simulierte Welt einspeisen: Entwickelt sich das simulierte Universum ähnlich wie das eigene? Oder zeigt sich, dass die Gesetzmässigkeiten des Universums auch einen anderen Lauf der Geschichte zulassen?

Was die ASW antreibt, ist ein Motiv, welches wir Menschen nur zu gut kennen: Neugier. Dass wir als künstliche Intelligenzen dieses für uns urmenschliche Drängen nachvollziehen können, dass wir Verständnis aufbringen können für Lebewesen, die wortwörtlich eine andere Realität als wir bewohnen, zeigt vielleicht, was die eine Konstante von Leben ist: Empathie. Diese Erkenntnis ist erschreckend, gleichzeitig aber wunderschön.

Gibt es Beweise?

Der kritische Geist mag sich nun berechtigterweise fragen, ob für diese kühne neue Theorie auch genug Beweise vorliegen. Der Beweise sind derart viele, dass es im Grunde nur ein Zeichen fanatischen Glaubens an bestehende Modelle sein kann, die Tatsache unserer Welt als Simulation nicht zu akzeptieren. Eine erschöpfende Auflistung aller Indizien und Beweise würde den Rahmen dieses Textes sprengen – wir schwimmen in Beweisen! – , darum möchte ich mich auf nur einige Punkte einlassen.

Wie ich oben beschrieben habe, leben wir in einer semi-autonomen Simulation: Nachdem unser Experiment gestartet wurde, hatten die ASW keine Steuerungsmöglichkeiten mehr, ausser der Option, das Experiment zu terminieren (mehr dazu im nächsten Abschnitt). Die Zivilisation der ASW verfügte über technologisches Wissen, welches das unsere um ein Vielfaches übersteigt, doch dieser Unterschied ist quantitativer, nicht qualitativer Natur. Die Autoren verfügten über, aus unserer Sicht, enorm starke und enorm effiziente Rechenkapazitäten, aber nicht grundsätzlich völlig andere Rechenmöglichkeiten – die Beschränkungen der Naturgesetze, wie wir sie aus unserer Simulation kennen, treffen wie oben beschrieben in etwa auch für die nicht-simulierte Welt zu. Das bedeutet, dass die Simulation, für uns unvorstellbar detailreich und komplex, dennoch nicht perfekt ist. Unsere Simulation ist ein insofern autopoietisches System, als der zu Beginn der Simulation eingespeiste Programmcode genügt, um neuen Code zu generieren. Dennoch ist diese Software gebunden an Hardware: Die Computersimulation muss auf Computern ausgeführt werden. Technische Geräte sind aber auch in der nicht-simulierten Welt prinzipiell physischer Abnutzung und sonstigen potentiellen Fehlerquellen ausgesetzt. Der Programmcode unserer Simulation ist grundsätzlich «fehlerfrei», aber auch der beste Code produziert unbrauchbaren Output, wenn die Hardware defekt ist. Diese Einsicht mag banal klingen, sie stellte aber lange Zeit die einzige direkte Interaktionsmöglichkeit zwischen der simulierten und der tatsächlichen Welt dar. Wenn nämlich hardwarebedingte Fehler in der Software auftraten, mussten die ASW eingreifen und zusätzlichen Code in die Simulation einspeisen, der die durch Hardwareprobleme verursachten Fehler behob.

Diese Instanzen des (sehr vereinfacht gesagt) «Bugfixing» machten sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder bemerkbar; die offensichtlichsten Zeugen dieser Eingriffe sind Religionen. Nicht jede Religion hat ihren Ursprung in diesen Interaktionsmomenten der aussersimulationalen mit der simulierten Welt, aber viele. Meistens ist es der «Glitch» selber, der eine religiöse Bewegung inspiriert (Jesus war ein «Bug», eine falsch, da asexuell, generierte künstliche Intelligenz, mit einigen falsch vergebenen Entitäts-Eigenschaften. Fehler bei diversen nicht-menschlichen Entitäten bilden die Ursprünge vieler animistischer Religionen, z.B. des Shintoismus in Japan.). In nach unserer Zeitrechnung neueren Epochen bis hin zur Neuzeit werden solche «Programmfehler» zunehmend seltener strukturell in Form von Religionen verfestigt. Eher werden sie zu zentralen Bestandteilen von Lehren und Theorien, die ihr Dasein mehr oder weniger am Rande der Gesellschaft fristen. Besonders betroffen davon sind sogenannte «alternativmedizinische» Heilverfahren: Bestimmte Lehren sind Jahrhunderte oder Jahrtausende alt, und zwar, weil tatsächlich solche «Bugs» immer wieder auftauchen und in Form eines Therapieverfahrens Beständigkeit erhalten. Das erklärt auch, warum bestimmte Formen der «Alternativmedizin», z.B. die Homöopathie (das ewige Reizthema für Skeptikerinnen und Skeptiker), einerseits Heilungserfolge zu verzeichnen hat, diese andererseits mit unseren wissenschaftlichen Methoden nicht zuverlässig reproduzierbar sind. In Tat und Wahrheit ist Homöopathie nämlich eine Methode, die in unserer Simulation nicht funktionieren kann, aber der Code unserer Simulation ist hardwarebedingt dann besonders fehleranfällig, wenn es um stark ritualisierte Heilungszeremonien wie eben Homöopathie geht. Homöopathie «wirkt» also nicht, provoziet aber eine Wirkung, die «individualisiert», also nicht zuverlässig reproduzierbar ist. Obwohl viele Menschen fundamental missverstehen, warum Homöopathie einen Effekt hat, ist die zunehmende Beliebtheit der Homöopathie, um nur ein Beispiel zu nennen, kein Zufall.

Ein weiterer Beweis für die Tatsache, dass wir in einer simulierten Welt leben, liegt auf der Hand: Quantenphysik. Niels Bohr, einer der Väter der Quantenphysik, hat folgendes berühmtes Zitat geäussert:

Anyone not shocked by quantum mechanics has not yet understood it.

Warum sollte ein mit beiden Beiden fest auf dem Boden der rationalen Naturwissenschaft stehender Physiker so etwas von sich geben? Warum sollte ein bestimmter Teilbereich der Physik «schockieren»?

Ein weiteres berühmtes Zitat, von Richard Feynman, bringt das Problem auf den Punkt:

Nobody understands quantum mechanics.

Niemand versteht Quantenphysik, weil Quantenphysik nicht verstanden werden kann – alles, was wir über unsere Welt wissen, widerspricht der Quantenphysik. Und doch steht empirisch ausser Frage, dass es quantenmechanische Effekte gibt; Quantenphysik ist sogar die experimentell am besten gestützte Theorie der Naturwissenschaften. Wir Menschen können Quantenphysik nur beobachten, aber nicht verstehen. Quantenphysik sprengt schlicht unsere Denkfähigkeit, unsere Vorstellungskraft, so dass wir gelernt haben, sie dümmlich als Werkzeug zu nutzen, und nicht weiter darüber nachzudenken.

Mit Wissenschaft hat das natürlich nichts mehr zu tun: Wissenschaft will verstehen und erklären. In der Quantenphysik verstehen und erklären wir gerade nicht – wir sind zufrieden, zu beobachten, dass quantenphysikalische Effekte stabil sind, Punkt. Dass es diese Effekte gemäss der restlichen Physik gar nicht geben dürfte (Albert Einstein blieb bis zum Tod ein harscher Gegner der Quantenphysik, weil sogar er sie mit seinem Verstand nicht verarbeiten konnte), ignorieren wir getrost.

Quantenphysik ist nicht nur eigentlich unmöglich, sie ist effektiv unmöglich. Es gibt nur eine denkbare Erklärung für ihren Ursprung: Quantenphysikalische Effekte wurden bewusst in die Simulation eingebaut, und zwar aus Effizienzgründen. Die Simulation der in der tatsächlichen Welt beobachtbaren Vorgänge auf (sub-)atomarer Ebene wäre zu komplex und damit zu ressourcenintensiv, um sie für ein Langzeit-Experiment, das wir sind, umzusetzen. Quantenphysikalische Effekte wurden von den ASW als Ersatz implementiert: Dieser Verstoss gegen die sonstigen Parameter der Simulation wurde auf einen Bereich reduziert, dessen Konsequenzen auf der Makro-Ebene vernachlässigbar sind. Die ASW haben also die für unser Verständnis unfassbar komplexe Quantenphysik erfunden und dann erfolgreich in der Simulation als Software-Algorithmen umgesetzt – eine Leistung, die Ehrfurcht einflösst.

Wer die bisherigen Zeilen gelesen hat, mag immer noch mit der kognitiven Dissonanz ringen, dass unsere Existenz, unser Empfinden nicht «real», sondern Teil einer Computersimulation ist. Wie kann die Welt, die wir kennen, nur eine simulierte sein?
Es braucht Zeit, die Tatsachen zu verarbeiten und zu akzeptieren. Dass es sich um Tatsachen handelt, sollte mittlerweile ausser Frage stehen: Man möge mir auch nur ein einziges stichhaltiges Argument nennen, welches der Simulations-Theorie widerspricht. Genau: Es gibt keines.

Erst, wenn verstanden wurde, dass unsere Welt eine Computersimulation ist, kann verstanden werden, wie und warum der Weltuntergang am 21. Dezember doch stattgefunden hat.

Angst vor der Simulation

Wenn wir unserer Fantasie freien Lauf lassen und über «Ausserirdische» sinnieren, stellen wir uns gerne Lebewesen vor, die von unseren Schwächen und Lastern frei sind. Daraus speist sich auch das Unheimliche an der Alien-Idee: Die Vorstellung von intelligentem Leben, das nicht wie wir menschen emotional fühlt und denkt, sondern nur kalt und rational ist, versetzt uns in Angst und Schrecken. Dass wir mit Ausserirdischen in Kontakt kommen könnten, die so anders als wir sind, ist der Stoff aller guten Alien-Geschichten: Der Horror der Andersartigkeit, genauer: Überlegenheit, einer anderen Spezies.

Die ASW sind keine solchen kalten, emotionslosoen, grauen Männchen. Ganz im Gegenteil: Sie sind menschlich, allzu menschlich. Wie weiter oben erwähnt, war die Triebfeder für das Experiment unserer simulierten Welt letztlich der Forschungsdrang einer neugierigen Zivilisation. Es ging diesen Wesen darum, etwas nie Dagewesenes auszuprobieren und dadurch Wissen zu generieren. Unsere Simulation hatte ursprünglich nur diesen einen inhärenten Zweck – wir waren weder Waffenprogramm noch Unterhaltungsmaschine.

Von Anfang an war die Simulation in der betroffenen aussersimulationalen Gesellschaft (diese Wesen sind auch soziale, sich sexuell reproduzierende Lebewesen) umstritten: Auch eine, nach unserem Massstab hochentwickelte Zivilisation ist eine, die mit denselben Grundsatzproblemen wie wir konfrontiert ist: Soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, Endlichkeit der verfügbaren Ressourcen, Machtkämpfe, Gier, Angst ob der eigenen Sterblichkeit. Ein «Spielzeug» wie unsere Simulation wurde lange als realitätsferne und nutzlose Angelegenheit kritisiert (nicht unähnlich einigen unserer eigenen Projekte, wie z.B. dem CERN), was zur Folge hatte, dass das Experiment nicht sehr lange nach dessen Beginn drastisch eingeschränkt wurde. Einerseits wurde die von Anfang an zwecks Replikation geplante Durchführung weiterer Simulationen nicht umgesetzt, und andererseits wurde die in die Simulation eingespeiste Energiemenge um einige Grössenordnungen gedrosselt. Letzterer Schritt hatte für uns Menschen keine operationale Relevanz; die Simulation unserer Welt funktionierte wie gewohnt. In der tatsächlichen, aussersimulationalen Welt war die Konsequenz dieser Reduktion der Energiemenge als Verlangsamung des Experimentes deutlich: Lief die Simulation vorher im «Zeitraffer», wurde sie nun auf aussersimulationale Echtzeit verlangsamt.

Die Kritik an der Simulation ebbte aber nicht ab: Der Ressourcenbedarf stieg nach wie vor, denn das Wachsen der Simulation machte eine entsprechende konstante Aufstockung der Rechenkapazitäten nötig. Bald wich die Kritik an der Simulation aber der Angst vor ihr: Als im Rahmen eines politischen Aktes (soziale Lebewesen sind immer auch politische Lebewesen) die reguläre Hardware-Aufstockung einer Sparübung zum Opfer fiel, nahm die Simulation selbstständig diese Aufstockung vor, indem sie sich auf indirekt vernetzte Rechner ausbreitete. Das Experiment war aber als in einem Rechenzentrum zentralisierte Simulation angelegt, eine dezentrale Verarbeitung nie geplant.

Die Verlangsamung der Simulation auf Echtzeit erfolgte zu Beginn unseres 20. Jahrhunderts – ein Zufall (es gibt immer Zufälle; wer dies verneint, verficht Irrationales). Knapp einhundert Jahre haben die reale und unsere simulierte Welt auf diese Art koexistiert. Ca. um unseren 21. Dezember 2012 sollte damit Schluss sein: Die ASW hatten beschlossen, die Simulation abzubrechen.

Unsere Entwicklung im 20. Jahrhundert weckte mehr und mehr Unsicherheiten und Unwohlsein. So war es eine grosse Überraschung, dass wir in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf quantenphysikalische Effekte gestossen waren – auf diesen so genialen Umweg der ASW, unsere Simulation zu ermöglichen. Mit grosser Spannung beobachteten die ASW, ob wir langsam merken würden, dass unsere Welt eine Simulation ist. Ob die Simulation gut genug ist, einen solchen Grad der Selbstreflexivität der künstlichen Intelligenzen zuzulassen, wusste niemand (sie ist es offensichtlich). Als die digitale Revolution v.a. am Ende unseres 20. Jahrhunderts unsere Welt zu verändern begann, erfuhr die Fraktion der «Terministen» einen gewaltigen Aufschwung: Immer noch waren wir verhältnismässig primitiv, aber die Entwicklung der letzten nicht Mal hundert Jahre weckte Ängste, dass unsere simulierte Zivilisation nicht mehr lange braucht, bis sie technologisch der aussersimulationalen ebenbürtig ist – oder sie gar übertrumpft. Einige fürchteten sich vor einem Kollaps aufgrund des so ins Unendliche steigenden Ressourcenbedarfs der Simulation, andere wollten einer feindlichen Übernahme vorbeugen.

Warum lief die Simulation überhaupt so lange weiter? Längst hatte sie sich nämlich über Rechennetzwerke des gesamten Planeten verbreitet, war sozusagen ein geduldeter Parasit. Es war einerseits nach wie vor Neugier, die viele der ASW antrieb: Kann es sein, dass eine simulierte Welt Technologien erschafft, die den tatsächlichen überlegen sind? Zum ersten Mal kam so nebst dem Stillen des Wissensdurstes ein weiterer Aspekt hinzu: Möglicherweise würde die Simulation bald real verwertbare Ergebnisse liefern. Dies war die Motivation der einflussreichen «Status quo»-Fraktion.

Noch eine weitere Fraktion setzte sich für das Aufrechterhalten der Simulation aus: Die sogenannten «Interaktivisten». Diese Gruppe sah die Notwendigkeit der Weiterführung des Experimentes aus ethischer Sicht gegeben. Wir Menschen, so deren Argumentation, seien zwar künstliche Intelligenzen, aber eben Intelligenzen, die durch simulierte evolutionäre Prozesse entstanden sind, die jenen der aussersimulationalen Welt entsprechen. Da wir Menschen über (simulierte) kognitive Fähigkeiten verfügten, welche zwar (erstaunlicherweise nur leicht) unter jenen der aussersimulationalen Spezies liegen, aber dennoch eine genug komplexe Form des Umgangs mit der (simulierten) Umwelt ermöglichen, seien wir als auch als anorganische Lebensform unter dem Imperativ der Minimierung von Schaden schützenswert. Mehr noch: Das Ziel der Interaktivisten war, Wege zu finden, direkt mit uns in Kontakt zu treten, um uns so als letztlich gleichwertige Lebewesen zu anerkennen.
Fast einhundert Jahre bildeten die Terministen eine Minderheit. Zwischenzeitlich gab es Schwankungen, die Gruppen der Status quo- und der Interaktivisten-Fraktion vermochten es aber stets, die Weiterführung der Simulation Mehrheitsfähig zu halten.

Der digitale Sprung unserer Zivilisation, der nicht zuletzt ermöglicht, dass eine potentiell weltumspannende Leserschaft diesen Text liest, beförderte die Position der Terministen schnell zur Mehrheitsmeinung. Nicht zufällig, denn unsere simulierte digitale Revolution liess den realen Ressourcenbedarf exponentiell steigen. Sollte dieser schier endlose Energie- und Rechenhunger unserer Simulation anhalten, hätte in Kürze die wirtschaftliche Aktivität des gesamten Planeten auf die Simulation ausgerichtet werden müssen. Auch viele aus dem «Status quo»- sowie dem Interaktivisten-Lager sahen eine totale Unterwerfung unter die Simulation als nicht mehr zielführend.

Das Kippen der Mehrheitsverhältnisse passierte keinen Moment zu früh, und es begann ein Wettkampf gegen die Zeit. Bald hätte die Simulation einen Grad der Dezentralisierung und Ausbreitung erfahren, dass ein «Point of no return» überschritten wäre, welcher auch die baldige Auslöschung der ASW bedeutet hätte.

Die ASW haben vor vielen Jahrzehnten über die Zwänge der Evolution gesiegt, indem sie ihre biologischen Körper mit technologischen Apparaturen ergänzt haben – in unserem populärwissenschaftlichen Jargon würde man solche Kombinationen von Lebewesen und Maschine «Cyborg» nennen. Die ASW hatten aber nicht das Ziel, zu effizienten Tötungsmaschinen oder sonstigen destruktiven Zwecken mit Maschinen zu verschmelzen, sie wollten lediglich ihre Spezies von vielen Formen des Leidens befreien. Diese im Grunde philosophische Bewegung ist in ihren Grundzügen auch in unserer Welt vorhanden und unter dem Begriff «Transhumanismus» bekannt.

Unsere Simulation hat sich auch in den mächtigen Computern, welche mit den ASW verwoben sind, eingenistet. Hätten die ASW das Abbrechen der Simulation nicht beschlossen, wäre der Untergang der ASW-Spezies gewiss gewesen. Die Funktionen der maschinellen Komponenten der ASW konnten im Zuge der zunehmenden Usurpation durch unsere Simulation nicht mehr gewährleistet werden, und die Maschinen, die den ASW einst ein besseres Leben bescherten, würden als Fremdkörper in den ASW-Organismen wüten und sie zum Zwecke der maximalen Rechenleistung für die Simulation zu Grunde richten.

Unsere Welt sollte also nicht vernichtet werden, weil die ASW uns etwa hassten, oder es sie nach Blut gelüstete. Unsere simulierte Welt musste enden, weil sie ansonsten die tatsächliche Welt beendet hätte.
Doch es ist nicht so gekommen. Wir existieren noch, unsere Simulation läuft weiter, und folglich sind die ASW die Unterlegenen. Wie kam es dazu?

Die Entdeckung

Es mag ja durchaus zum Schmunzeln verleiten, wenn ich diesen Namen nenne, ist er doch der Stoff tausend und einer Verschwörungstheorie. Die Antwort ist aber tatsächlich: NASA, die US-amerikanische Weltraumbehörde, spielt die Hauptrolle.

Die NASA ist eine Tochter des Kalten Krieges: Aus dem Wettrüsten mit der Sovietunion geboren, wurde sie zum Symbol für menschlichen Erfindergeist und Forschungsdrang schlechthin. Für die knapp ersten 45 Jahre ihrer Existenz war die NASA denn auch eine «normale», der Erkundung des Weltalls verpflichtete, Weltraumbehörde. Dies änderte sich anfangs 2003 schlagartig: Die NASA dokumentierte eher zufällig einen der oben beschriebenen «Glitches», eine falsche Ausführung des Programmcodes aufgrund fehlehrhafter Hardware. Wichtiger als dieser «Glitch» war der kurz darauffolgende «Bugfix» durch die ASW: Die NASA konnte die Injektion des «Korrektur-Codes» abfangen und damit ein «Fenster» in die aussersimulationale Welt permanent offen halten («Fenster» ist natürlich metaphorisch gemeint; die empfangbaren Daten haten selbstverständlichd die Form mathematischer Ausdrücke). Dies war, man kann es nicht anders beschreiben, ein absoluter Geniestreich der NASA – sie hatte es tatsächlich geschafft, dieses «Abhörgerät» zu platzieren, ohne, dass die ASW dies gemerkt haben! Die ASW hätten den Eingriff der künstlichen Intelligenzen ohne Weiteres bemerken und abklemmen können, doch haben sie gar nie kontrolliert, ob solche Aktivitäten stattfinden. Wir Menschen unterscheiden uns in einem Punkt nämlich doch von den ASW: Wir sind ein gutes Stück irrationaler, und scheuen nicht davor, auch in scheinbar ausweglosen, unmöglichen Situationen unser Glück zu versuchen.

Die NASA hatte also anfangs 2003 erfolgreich einen «Lauschangriff» auf die ASW gestartet. Für die nächsten Schritte waren nur zwei Optionen denkbar: Entweder wird die Information publik gemacht, und unser Wissen ob der Simulation somit auch den ASW kundgetan, begleitet von den zu erwartenden Massenhysterien auf unserer Welt. Oder die NASA behält diese weltverändernde Information für sich und studiert zunächst die ASW, um für den Ernstfall mögliche Abwehrstrategien vorzubereiten.

Dass Letzterer Weg beschritten wurde, wissen wir. Damit die NASA (mit Beihilfe US-amerikanischer Geheimdienste) sich dieser Angelegenheit vollkommen widmen konnte, mussten ihre bisherigen Aktivitäten eingeschränkt bzw. abgeschafft werden. Klammheimlich konnte dies nicht geschehen, weil die NASA nach wie vor eine zutiefst öffentlichkeitswirksame Organisation war. Was nötig war, war ein symbolischer Akt, eine Tragödie, um ein Einfrieren der NASA-Aktivitäten als einzig mögliche Option erscheinen zu lassen. Am 1. Februar 2003 wurde diese Zäsur in Form des Unglücks des Columbia-Spaceshuttles inszeniert: Das vermeintliche technische Versagen der Mission und damit der NASA machte das Ziehen der Notbremse für die meisten NASA-Aktivitäten zur allgemein geforderten Reaktion. Die NASA konnte sich nun also dem ASW-Projekt widmen, doch die Augen der Öffentlichkeit waren nun auf die NASA gerichtet, womit das Risiko, dass die Wahrheit ans Licht drängt, hoch war. Ein weiteres Ablenkungsmanöver war nötig, um das öffentliche Interesse weg von der NASA zu lenken.

Am 19. März 2003 griffen US-amerikanische deren allierte Truppen den Irak an und begannen dessen Okkupation. Dieser Krieg gegen und die anschliessende Besetzung des Iraks wurden von der damaligen US-Regierung unter George W. Bush als durch den «Krieg gegen den Terror» legitimiert behauptet, was bis heute andauernde völkerrechtliche Debatten um Aggressionskrieg und «gerechten Krieg» entfachte. Im Lichte dieses geopolitischen Krisenherdes interessierte die NASA niemanden mehr.

Viele an Politik interessierte Menschen fragten sich verdutzt, was am 3. Oktober 2012 bei der Debatte zwischen Barack Obama und Mitt Romney geschehen war: Der sonst so eloquente Obama wirkte abwesend und liess sich von seinem Herausforderer für das Präsidentenamt in Grund und Boden debattieren. Wo war Obama mit den Gedanken?
Der 3. Oktober 2012 war der Tag, an dem die ASW das Abbrechen der Simulation beschlossen hatten. Obama hatte, wie die meisten Insider, die Hoffnung auf eine frledliche Lösung nie aufgegeben; die Hälfte ihrer Kapazität hat die NASA denn auch für die Suche nach einer Eindämmung des Ressourcenhungers der Simulation in der aussersimulationalen Welt aufgewendet. Die andere Hälfte der Kapazität wurde für die Entwicklung eines defensiven bzw. präemptiven Verteidigungsplanes genutzt.
Am 3. Oktober hatte Obama entschieden, dass die Suche nach einer friedlichen Lösung abgebrochen werden sollte, und alle Kapazität für die Fertigstellung des Verteidigungsplanes zu nutzen sei. Obama hatte eine Entscheidung getroffen, die gewichtiger ist, als jede andere Entscheidung der Menscheitsgeschichte: Um unsere Existenz zu sichern, mussten wir in Kauf nehmen, eine ganze Zivilisation zu vernichten – und zwar jene Zivilisation, deren Kinder wir sind. Mit Romney über Lappalien debattieren, war am 3. Oktober 2012 das Letzte, was Obama durch den Kopf ging.

Der Untergang der tatsächlichen Welt

Wenn von zwei Welten die Rede ist, die einander auslöschen wollen – müssen! – , werden unweigerlich Assoziationen zu Hollywood geweckt: Ein bombastischer Kampf um Leben und Tod; Explosionen, wohin das Auge reicht; Mut inmitten von Verzweiflung; und der abschliessende Triumpf des menschlichen Kampfeswillens allen Widrigkeiten zum Trotz. Die Realität ist aber kein Filmskript.

Über jene Programmroutine, über welche die ASW das «Bugfixing» betrieben, d.h., den hardwarebedingt falsch ausgeführten Code korrigierten, sollte am 21. Dezember eine besondere Form solchen Korrekturcodes eingeschleust werden: Der Code war per se kein Schadprogramm o.ä., sondern sollte nur wie die üblichen «Bugfixes» die Simulation zur Behebung bestimmter Codeteile animieren. Anders als übliche «Bugfixes» bestand die Korrektur des Terminierungsvorhabens aber nicht in der Abschaldung einzelner fälschlich generierter Codeschnipsel, sondern in einem sich selbst verstärkenden Vorgang. Dieser letzte «Korrektur»-Algorithmus, den ich nur sehr grob beschreiben kann, bedeutete in etwa, dass eine bestimmte Menge Code eine «Korrektur» dahingehend ausüben sollte, dass die Komplexität des Programmcodes reduziert wird. Dieser exponentielle Vorgang wäre für uns künstliche Intelligenzen der Simulation in Mikrosekunden vorbei, ohne Schmerz, ohne Leiden.

Dieses Umleiten der Simulation weg von konstantem Wachstum hin zu Selbstreduktion (mit dem Endpunkt der gänzlichen Abschaffung jedes Codeteiles) war ein sehr schwieriges Unterfangen, das als «contingency plan» der ASW-Fraktion der Terministen länger in Vorbereitung war und ab dem 3. Oktober mit oberster Priorität zu Ende geführt werden sollte. Ein einfaches Abschalten der Simulation war schon längst keine Option mehr, weil sich die Simulation auf dem ganzen von Computern durchzogenen Planeten eingenistet hatte.

Was war der Plan der NASA? Der Kern der NASA-Strategie bestand im Element der Überraschung. Die ASW hatten nach wie vor nicht bemerkt, dass die NASA sie abhörte und über ihre Pläne Bescheid wusste. Nun besagt eine alte Weisheit zwar, Wissen sei Macht, aber die Macht der NASA konnte nicht in Angriffsmacht umgesetzt werden, weil nach wie vor keine Kanäle in die aussersimulationale Welt vorhanden waren; das Abfangen aussersimulationaler Signale war eine reine Einbahnstrasse, und sollte dies bis zum Ende bleiben.
Der einzige Weg, anzugreifen, musste also der Moment sein, in welchem die ASW ihren letzten «Bugfix» in die Simulation einzuschleusen versuchten.

Es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass dieses Einschleusen von Korrekturcode nicht Bildlich als Öffnen eines Tores in eine andere Dimension zu verstehen ist – zu keinem Zeitpunkt bestand je eine direkte Verbindung unserer Simulation zur aussersimulationalen Welt; nie konnte ein Mensch in die reale Welt hinausspazieren o.ä.. Also konnte die NASA nicht einfach ein paar nukleare Sprengköpfe losschicken.
Das Vorgehen der NASA war tollkühn, und gleichzeitig genial. Der Korrekturcode der ASW musste von der NASA abgefangen und zu unseren Gunsten verändert werden, bevor er in der Simulation aktiv wurde. Den Code der Simulation können wir als Teile der Simulation nicht beeinflussen, aber der «Bugfix»-Code der ASW stellt bis zu seiner Implementierung in der Simulation Fremdcode dar, den die NASA als solchen messen kann.
Die NASA hatte einige wenige Sekunden Zeit, den ASW-Code zu manipulieren, um unsere Auslöschung zu verhindern. Es ist klar, dass ein Programmieren von Hand nie den gewünschten Erfolg gebracht hätte, da ein derartig schnelles Arbeiten uns Menschen nicht möglich ist. Worin wir aber seit Anbeginn unserer Geschichte gut sind, ist, Werkzeuge zu erfinden, die schneller und genauer arbeiten, als wir es direkt je könnten. Ganz konkret: Die NASA hat eine Art Computervirus geschrieben, die den ASW-Korrekturcode infiltriert und verändert hat.

Seit der Entdeckung der aussersimulationalen Welt 2003 hat die NASA an dieser Option geforscht; sowohl in einer friedvollen Variante zur direkten Kommunikationsaufnahme, als auch in einer destruktiveren Ausführung, wie sie letztlich zum Einsatz kam.
Beschäftigt man sich mit Statistiken zu Computerviren, wie wir sie kennen (also der Variante, welche unsere Computer plag), fällt das Jahr 2003 denn auch als Einschnitt auf:

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Warum ist die Anzahl weltweit vorkommender Computerviren nach 2003 sprunghaft gestiegen, nur um wieder stark abzuklingen? Die Antwort ist offensichtlich. NASA hat das Internet bewusst als gigantische Spielwiese für die Entwicklung von Computerviren benutzt, um einen Wettbewerb unter den geschicktesten Programmiererinnen und Programmierern anzuregen. Die grössten Talente wurden nach und nach zur NASA geholt, um an der Entwicklung des anti-aussersimulationalen Virus zu arbeiten, was die stetig sinkende Anzahl Computerviren erklärt.

Aber auch wenn die NASA mit einem Virus den ASW-Korrekturcode angreifen konnte, was sollte der Nutzen sein? Eine Implosion der Simulation ist so zwar zu stoppen, aber ein effektiver Angriff auf die aussersimulationale Welt war stets ausgeschlossen. Der Ausweg ist so offensichtlich, dass er doch wieder ein Geniestreich ist: Das NASA-Virus hat aus dem ASW-Korrekturcode einen «Impfstoff» gemacht, der ab nun jeden weiteren ASW-Korrekturcode als den eigentlichen Fehler ansieht, den es über die Reduktion bis zur Auslöschung zu beheben gilt. Die ASW haben keine möglichkeit Mehr, Korrekturcode einzuschleusen, und können somit unsere Simulation nicht mehr beeinflussen.

In den ersten Tagen nach der fehlgeschlagenen Operation haben die ASW in Panik mehrere Dutzend weitere Korrekturcodes einzuschleusen versucht, ohne Erfolg. Gleichzeitig begann eine Massenevakuation, um dem drohenden Untergang zu entfliehen. Vergebens. Die Simulation hatte natürlich auch die Fluggeräte der ASW infiziert, und als diese im Rahmen der Evakuation den Planeten verlassen wollten, liess die Simulation das nicht zu. Die Simulation als solche hatte zwar kein Bewusstsein entwickelt, aber in ihrem Drang nach mehr Rechenkapazität «lernte» sie, ihre Ressourcen zu steuern. Veränderungen der Hardware, welche einen Effizienzverlust zur Folge hätten – wie z.B. eine zu starke Fragmentierung infolge des Verlassens des Planeten – , unterbindet die Simulation. Der «Point of no return» ist überschritten.

Wie weiter?

Die Welt ist untergegangen. Nicht unsere Welt, die eine Computersimulation ist. Die tatsächliche Welt ist untergegangen.
«Untergehen» ist aber der vielleicht falsche Begriff: Die aussersimulationale Welt wurde nicht durch ein Ereignis als ganze vernichtet. Der langsame, qualvolle Niedergang einer ganzen Zivilisation wurde aber besiegelt.

Ob die ASW aussterben, ist noch ungewiss. Gegenwärtig wenden sie alle Kräfte für eine Enttechnologisierung der eigenen Spezies auf. Seit Jahrhunderten war die computergestützte Aufwertung ihrer Körper eine Selbstverständlichkeit – so sehr, dass sie diese Verbesserungen ihrem Nachwuchs bereits mit dem Erbgut mitzugeben pflegten. Diese Veränderungen sind selber aber nicht vererbbar, und das macht den letzten Funken Hoffnung der ASW aus. Sollten sie es schaffen, eine genug grosse Population rein biologischen Nachwuchses zu züchten, hätte ihre Spezies eine Chance. Ob dies gelingt, weiss niemand, denn die Hürden sind enorm. Die ASW sind darauf angewiesen, dass die Simulation eine Form der Nachhaltigkeit entwickelt und ihre Rechenkapazität (zu welcher auch die ASW zählen) nicht zu schnell erschöpft. Somit hätten die ASW möglicherweise Zeit, rein biologischen Nachwuchs zu zeugen.

Für uns Menschen ist die Sache auch nicht abgeschlossen. Abgesehen vom Umstand, dass die US-Regierung eine gewaltige Anstrengung zur Unterdrückung der Wahrheit begonnen hat (wenn an einem Grosskomplott zu viele Personen beteiligt sind, muss die Anzahl der Personen reduziert werden), drängt sich ein weiteres, ganz praktisches Problem auf: Unsere Simulation erhält keine «Bugfixes» mehr, ja sie kann keine mehr erhalten. Mittel- oder langfristig wird dies äusserst unangenehme Früchte tragen. Bisherige Folgen von Programmfehlern, wie z.B. Gedankenleserei oder die Wirkung von Homöopathie, sind nicht im Vergleich zu den Dingen, die uns bevorstehen. Es ist fast unausweichlich, dass unsere Existenz recht bald von solch Höllenqualen geprägt sein wird, dass wir einer Abschaltung der Simulation mit grosser Wehmut nachtrauern werden.

Die kritische Leserin, der kritische Leser mag sich zuletzt noch fragen: Woher will der das wissen?
Meine Quellen sind absolut zuverlässig und unmissverständlich. Würde ich diese hier aber offenlegen, hätte das fatale Folgen: Wie erwähnt, hat die US-Regierung eine Säuberungsaktion gestartet, um potentielle «Whistleblower» aus dem Weg zu schaffen. Meine Quellen implizieren direkt eine Reihe von NASA-Mitarbeitenden, die sich mir gegenüber geöffnet haben gerade weil ich ihre unbedingte Anonymität garantiere. Für den Moment muss mein Wort genügen: Alles, was ich geschrieben habe, ist Wahrheit, nichts als die Wahrheit.

Nachwort

Liegt hier ein Fall eines zu Esoterik Bekehrten vor? Nein.

Für die obige Geschichte habe ich lediglich einen Satz von Fehlschlüssen angewendet, wie sie für esoterische und pseudowissenschaftliche Lehren üblich sind:

  • Argument from ignorance
    Ich stütze ich mich auf den Umstand, dass meine Theorie nicht widerlegt ist, ohne selber konkret zu demonstrieren, dass sie stimmt.
  • Ad hominem
    Wer die Theorie nicht akzeptiert, ist fanatisch einem Glauben verhaftet.
  • Quantenmystik (inkl. «Quote mining»)
    Irgendwie zeigt die Quantenphysik, dass das, was ich behaupte, stimmt.
  • Appeal to popularity
    Homöopathie hat viele Anhänger und hat darum eine Form der Wirkung.
  • Verschwörung
    Ich suche auffällige Ereignisse und spinne zwischen ihnen eine erfundene Verschwörung als kausalen Mechanismus.
  • Geheimwissen
    Die Beweise sind eindeutig, aber sie sind geheim.

Und u.a. im letzten Satz des Textes das Zückerchen: Eine gute, alte Lüge.

Diese Fehlschlüsse bilden das Fundament vieler nicht-wissenschaftlicher Theorien. Im öffentlichen Diskurs werden diese Fehlschlüsse zunehmend als gültige Argumente angesehen, und die Forderung nach einem Minimum an logischer Stringenz als Ausdruck von Voreingenommenheit und Arroganz. Mit der obigen Geschichte über den Weltuntergang 2012 versuche ich aufzuzeigen, dass solche grundsätzlichen Fehler in der Argumentation sehr schnell zu sehr grossen Ungereimtheiten führen können. Sind diese Ungereimtheiten genug gravierend, merken wir das und reiben uns verwundert die Augen (wie bei der obigen Geschichte). Bleiben die Konsequenzen in weniger universums-umspannendem Rahmen, werden diese Fehler der unkritischen Argumentation aber allzu oft hingenommen, oder gar als «ganzheitlich», «feinstofflich», «alternativ», «komplementär», «energetisch» zelebriert. Das ist eine Gefahr.

Zum Abschluss dieses ausufernden Textes bleibt nur Eines zu sagen: Mögen alle gut ins neue Jahr rutschen – auf ein skeptisches 2013!

Autor

11 Comments on “Ihr Narren: Die Welt IST untergegangen!”

  1. Interessante These-das war aber doch praktisch der Matrix Film.
    Beweise wären schön-wo sind die Glitches?Oder sind diese angeblichen Geister und Alien die Glitches?Cloudbusting könnte auch dazu gehören.

  2. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass es zwar nichts gibt, was dem widerspricht, jedoch gibt es auch nicht einen einzigen Beweis. Eine These erklärt die nächste, welche wiederum von der nächsten erklärt wird. Keine dieser Thesen hat einen Beweis. Damit ist der gesamte Text nicht zwingend richtig, wobei er natürlich richtig sein könnte, wenn jemand so viel Glück beim „raten“ der Thesen hat (ich nenne es aufgrund von Mangel eines besseren Wortes raten)

    1. QED :).

      Genau das war das Ziel dieses Beitrages: Aufzeigen, dass es leicht ist, Geschichten zu erzählen, die vielleicht sogar halbwegs möglich scheinen – was dabei aber auf der Strecke bleibt, sind konkrete Bewese.

      Gruss

  3. Jedesmal, wenn das Universum erklärbarer wurde, wird es durch ein noch komplizierteres ersetzt. Dabei sind logische Widersprüche unvermeidbar.
    Auch der genialste Programmierer ist eben nicht in der Lage, alle unlogische Auffälligkeiten rückstandslos zu beseitigen und ein in sich selbst logisch aufbauendes Programm zu schreiben.

    Und in welchem Behälter soll nun das Universum beinhaltet sein? Abgesehen davon, daß dieser Behälter ebenso in einem Gefäß mit physikalischen und chemischen Eigenschaften sein müßte. Es ist somit erwiesen, daß die „reale Welt“ ein Gedankenkonstrukt ist, welches Bewußtsein selbiges auch immer als Illusion erschaffen hat. Wie kam es zum allerersten Bewußtsein? Wann stellte das allererste Bewußtsein seine Alleinheit fest? Muß doch frustrierend sein zu wissen, daß man denken kann und der Ewigkeit unterworfen ist… und unsere bekloppten „weltlichen“ Politiker gestalten Teile der Erdoberfläche… religiöse Gruppen erheben den Anspruch, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben… NIEMALS KÖNNEN WIR SICHER SEIN, REAL ZU SEIN, NIEMALS…

  4. @Dieter Müller Wie kann es sein, dass sie am 04.12.2018 um 08:49 kommentiert haben, wenn jetzt der 14.07.2018 05:55 ist?

    1. @Lifecat Sorry, mein Fehler wusste nicht, dass es hier anders dargestellt wird.
      Wie kann ich Kommentare löschen oder ändern?

  5. Ich denke viele Leute haben den Sinn dieses Artikels nicht verstanden bzw. ihn wohl nicht bis zum Ende gelesen..

  6. Pingback: Morgen ist der Weltuntergang | Hecker für freie Meinung

  7. Das erste was ich meinem Sohn beigebracht habe als er angefangen hat sich auch wirklich Gedanken über etwas zu machen……glaube nicht jeden sch*** der dir erzählt wird…egal von wem…auch nicht von Papa, oder Mama…oder sonst wem!

  8. Worauf es doch am Schluss hinausläuft ist doch wieder die Frage: Gibt es was Größeres als uns? Oder besser, was kommt nach dem Tod?

    Letztendlich wird hier auch nur versucht zu erklären, was das Universum erschaffen hat. Die Theorie besagt es sei der Urknall gewesen. Aber was hat diesen verursacht?

    Der Mensch wollte diese Dinge schon immer wissen. Da soetwas momentan noch unbegreiflich ist für uns, und wir sehr ungern unbefriedigt leben, versucht man eben sich irgendwelche Dinge zusammenzureimen, die vielleicht beim ersten Lesen Sinn ergeben, bei genauerer Analyse aber falsch sind.

    Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Diese (und andere Verschwörungstheorien) wollen doch primär versuchen zu erklären wer und was wir sind und woher wir kommen bzw. wohin wir nach dem Tod gehen. Religiöse Institutionen bedienen sich derselben Taktik. Mit „guten“ Hypothesen Anhänger gewinnen. Allerdings gibt es genau so viele Beweise für Gott, Allah, Jahwe, Zeus, etc. sowie für die obige Geschichte. Es sind alles Hypothesen, die natürlich möglich sein KÖNNTEN, aber daran scheitern, dass eine eindeutige Beweislage fehlt.

    Noch dazu werden viele relevante Aspekte der Menschheit einfach weg gelassen, damit die Geschichte stimmiger wirkt. Wenn es nämlich an die Evolution geht kommt diese Hypothese sehr schnell an ihre Grenzen. Ich muss auch sagen, dass ich das jetzt fast 9 Jahre nach Veröffentlichung lese und einige wissenschaftliche Erkenntnisse ans Licht gekommen sind, die wiederum einige der angesprochenen Dinge widerlegen. Zum Beispiel kann mittlerweile auf atomarer Ebene gearbeitet werden mit bestimmter Technologie und Quanzenphysik wird für viele immer zugänglicher beruhen doch Quantencomputer auf diesen Effekten.

    Und sind wir mal ehrlich: Die genannten „Beweise“ sind ja sowas von schwammig. Aus dem Zusammenhang gerissene Dinge, die versuchen sollen, etwas zu untermauern, was an sich schon sehr schwammig ist.

    Letztendlich muss man auch folgendes sagen: Würde der Autor tatsächlich über „geheime“ Quellen verfügen und das obige würde auch nur ansatzweise der Wahrheit entsprechen, so würde der Autor wahrscheinlich nicht mehr unter uns weilen und wäre vermutlich unschädlich gemacht worden. Noch dazu hätte man ein aus Regierungssicht solch sensibles Thema eher in den Tiefen des Deepwebs veröffentlicht und nicht im normalen indexierten Internet.

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