Skepsis im Kleinen: Falsche Zitate – Einstein und die zwei Arten von Unendlichkeit: das Universum und die Dummheit

Walter HehlBlog, Skeptiker-Blog24 Comments

Manche halten es für das beste und berühmteste Zitat von Albert Einstein:

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Tatsächlich kann man der menschlichen Aussage in diesem Spruch, nämlich der menschlichen Dummheit, gerade bei den Erfahrungen mit Pseudolehren und Pseudomedizinen, nur zustimmen. Die Höflichkeit und die Selbstkritik gebietet es allerdings, sich selbst  nicht ganz auszunehmen – auch wenn man es als Skeptiker natürlich versucht!

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So wird der Spruch (oder das Einstein-Zitat?) etwa in den Posts der Leser im Block von http://www.zitate-online.de/  beinahe durchweg positiv beurteilt:

Genial, wie man es von Einstein gewohnt ist.

Einstein: Einer der genialsten Menschen der Welt.

Der Spruch ist echt super. Einstein trifft den Nagel auf den Kopf.

Wenn Einstein noch unter uns weilen würde, würde er sehen, dass seine Theorie …   Praxis ist.

Der Spruch regt lobenswerterweise eine rege und lehrreiche Diskussion über menschliche Dummheit an, aber auch darüber, was Einstein damit wohl eigentlich gemeint hat – eine besondere Dummheit wie einen Weltkrieg, oder ganz allgemein? Ob er es gar überheblich gemeint hat (was nicht zu seiner Bescheidenheit passen würde)? Spätestens jetzt wird man aus Fairness zu Einstein (und vielleicht sogar prinzipiell?) fragen müssen: Hat er es wirklich gesagt?

Wie im ersten Zitat gelernt, also zunächst ein skeptischer Plausibilitätstest: Könnte er es gesagt haben in Stil und Inhalt? Diese Prüfung könnte für die Quelle «Einstein» sprechen.

Die Frage der Endlichkeit oder Unendlichkeit des Weltalls war aktuell und ist auch heute nicht entschieden (wir kennen nur die Endlichkeit des beobachtbaren Universums mit einem Radius von etwa 46 Milliarden Lichtjahren – bei einem Alter des Universums von 13.77 Milliarden Jahren). Aber es wäre naheliegend gewesen, dem Geist des Spruchs noch eine verstärkende Aussage aufzusetzen: Einstein wusste bereits, dass  das Weltall sich ausdehnt (1927 George Lemaître und 1929 Edward Hubble): Wäre es dann nicht verführerisch, auch die menschliche Dummheit noch wachsen zu lassen? Etwa mit dem Zusatz:

Jedenfalls dehnen sich beide – Universum und Dummheit – aus.

Da wir seit 1998 wissen, dass sich das Universum sogar beschleunigt ausdehnt, wäre für diese Weisheit heute sogar das skeptische Addendum möglich:

Jedenfalls dehnen sich beide – Universum und Dummheit – immer schneller aus!

Eine zuverlässige Rückführung des Zitats auf Originalinformation (Bücher, Artikel oder Reden) von Albert Einstein gibt es leider nicht. Die Website des «Zitatendetektivs» oder «Quoteinvestigators» (http://quoteinvestigator.com/2010/05/04/universe-einstein/) liefert als Herkunft das Buch «Ego, Hunger und Aggression» des Psychotherapeuten Fred Perls aus dem Jahr 1945. Dort steht, bezogen auf die Gier der Menschen:

… ein grosser Astronom sagte: ‹Zwei Dinge sind unendlich, soweit wir wissen, das Universum und die menschliche Dummheit. Heute wissen wir, diese Aussage stimmt nicht ganz. Einstein hat bewiesen, dass das Universum begrenzt ist.›

Diese Formulierung «des grossen Astronomen» ist nicht eindeutig auf Einstein zu beziehen: Einstein hat Verdienste in der Astronomie, aber er ist kein Astronom. Wenn Perls hier Einstein direkt zitieren wollte und könnte, warum sagt er nicht einfach

Einstein sagte: ‹Zwei Dinge sind unendlich…

und:

Er hat dann später bewiesen, dass das Universum doch begrenzt ist.›

Übrigens hat er dies gar nicht bewiesen… Über 20 Jahre später sagt der gleiche Fred Perls dies doch überraschenderweise gerade so direkt und recht verschieden von der ersten Version in einem Buch:

As Albert Einstein once said to me…

Wie Einstein mir einmal sagte [!]

Damit hat es Einstein wohl doch so ähnlich gesagt (bei bleibendem leichten Zweifel), aber die Geschichte des Zitats und der innewohnenden Idee – die Verbindung der Grösse des Alls (oder der Erde) mit der von menschlicher Dummheit – gehen viel weiter zurück, etwa zum Dichter Gustave Flaubert (in einem Brief, siehe den «Quoteinvestigator»):

Cependant, qui sait? La terre a des limites, mais la bêtise humaine est infinie!

Aber wer weiss? Die Erde hat Grenzen, aber die menschliche Dummheit ist unendlich

oder beim Philosophen Ernest Renan:

Ce n’est pas l’immensité de la vôute étoilée qui peut donner le plus complétement l’ideé de l’infini, mais bien la bêtise humaine.

Nicht die Unermesslichkeit des Sternenhimmels kann uns die vollkommene Idee des Unendlichen liefern, sondern eher die menschliche Dummheit.

Ob  Original-Einstein oder nicht, wir sehen die typischen Trends:

  • eine Zitatidee (ein «Mem») hat ein Eigenleben. Sie verändert sich mit der Zeit laufend, oft auch der zugewiesene Autor. Dies ist besonders der Fall, wenn die Quelle zweifelhaft ist und nirgends solide in den Originalwerken de Autors zu finden ist,
  • gerade bei unsicheren oder «beinahe falschen» Ideen ist es schwer, die Wahrheit nachzuweisen: man sucht dann in einer riesigen, vagen Wolke, und
  • man muss auch lernen, mit Unsicherem rational umgehen.

Rational heisst hier: Die Aussage selbst beurteilen.

Hier noch ein tröstlicher und humorvoller T-Shirtspruch zur Dummheit, den ich bei der Vorbereitung gefunden habe (ohne einen Autor, anonym):

I’m not saying you are stupid, I just said that you have bad luck when you’re thinking!

Also:

Wir sind gar nicht so dumm, wir haben nur häufig Pech, wenn wir denken.

Diesem schlechten Zufall wollen wir abhelfen!

Da das Zitat mit den zwei Unendlichkeiten einigermassen akzeptabel wäre für Einstein, naja, lassen wir es ihm! Unser nächstes Zitat im nächsten Kapitel ist dagegen für den zugeschriebenen Autor (den Direktor eines Patentamts) wirklich ehrenrührig und «richtig falsch».

Bildquellen: Bild 1, Bild 2

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24 Comments on “Skepsis im Kleinen: Falsche Zitate – Einstein und die zwei Arten von Unendlichkeit: das Universum und die Dummheit”

  1. ganz gut passend dazu: das Zitat „ich weiss, dass ich nichts weiss“ (oida ouk eidos) hat Sokrates so nie gesagt – oder es ist nicht von Platon überliefert. Es gibt natürlich ähnliche Stellen (in etwa: ich weiss, worüber ich nichts weiss), aber das – sowieso widersprüchliche und sinnlose – Zitat existiert so nicht. Es wird aber gerne zitiert, um zu zeigen, dass der „Weise“ weiss, dass es kein wahres Wissen gibt – und somit jede noch so absurde Theorie „Wissen“ sein könnte, respektive wissenschaftliches Denken auch kein Wissen ist und damit…

    1. Hallo Stefan – zu Deiner Zitat interpretation – ich sehe das ganau so: Es hat mich auch beschäftigt, dass Platon so ein Stuss gesagt haben soll. Leider kann ich kein altgriechisch, aber nach ausgiebiger Suche und den verfügbaren Quellen, bin ich zur Überzeugung gelangt, dass nur die Übersetzung: „Ich weiss, was ich nicht weiss“, oder auch Deine Version dem Genie gerecht wird. Seit meiner damaligen Suche, hat sich auch jemand in Wikipedia damit beschäftigt …
      Die Aussagen beziehen sich ja auf seine Erkundungstour, wer (das) Wissen hat und die oft zitierte Version, dass er nichts wisse, ist aus dem Kontext mit einem Handwerker gerissen, wovon er zugab, darüber nichts zu wissen. In der allgemeinen Formulierung zu Beginn seiner Tour habe ich jedenfalls kein „nichts wissen“ gefunden.

      1. Durch Zufall auf diese Seite gekommen, aber ich möchte aufgreifen, was ich hier lese.

        1. Ob Platon „so einen Stuss“ (siehe folgend, warum in Hochkomma) abgab tut doch nichts zur Sache selbst. Es wirkt, als hätten Sie sich nicht im geringsten mit obigem Text beschäftigt.
        2. Daraus folgt die Tendenz zur Annahme, dass Sie ein Troll sind.
        3. „so ein Stuss“, kann man nur schreiben, wenn man nicht zweifelt, dies läutet schon eine gewisse Arroganz ein, mehr noch eine unreflektiertheit.
        4. Erst wer nachdenkt und reflektiert gelangt an die Grenzen dessen, was er weiss, ggf. sogar insbesondere durch die Erkenntnis, dass er nach diesem Prozess mehr weiss – neue Ideen bekommt und damit in das Reich des Nichtwissens vorstößt und dabei erkennt, wie viel einer bisher nicht wusste und wie viel auf einen „dort draussen wartet“.
        5. „ich weiss, dass ich nichts weiss“, trägt dem also folgend I. Rechnung und II. soll sich selbst Interesse auf die Begehung der Philosophischen unbekannten Gefilde machen.

        Ich weiss, dass ich nichts weiss ist also kein Stuss, im Gegenteil eher ist es der Unterschied, den ein Tor von einem Wissenschaftler ausmacht, denn die Eingeständnis, dass man etwas nicht weiss (das man aber implizit wissen will!) zeigt den Umgang mit Gedankenmaterie auf.

  2. Danke für die interessanten Ausführungen. Beim Universum von Radius zu sprechen, ist übrigens nicht ganz korrekt. Dies impliziert nämlich, dass es einen Mittelpunkt gibt, was nach gänger Theorie nicht der Fall ist.

  3. Zufälligerweise hier vorbeigekommen…
    Sokrates: Ich weiss, dass ich nichts weiss. @Stefan Kurz.
    So sollte es sein:
    «Jener glaubt etwas zu wissen, weiss aber nichts; ich weiss zwar auch nichts, glaube aber auch nichts zu wissen.» – Bei Platon: «Verteidigungsrede» (Apologie) des Sokrates, welche allerdings den vorzeitigen Tod des Philosophen nicht verhindern konnte. Hier steht die ganze Geschichte: http://www.schule-der-rhetorik.de/sokrates.html

  4. Zitat: Er hat dann später bewiesen, dass das Universum doch begrenzt ist.
    Das hat Einstein nie getan, wäre auch unmöglich weil es nicht zu beweisen ist. Aber Herr Einstein hatte doch recht. Die menschliche Dummheit ist tatsächlich unendlich. Oder kennt niemand den Unterschied zwischen: „das Universum hat keine Grenze (Rand) und das Universum ist unendlich“. Die Oberfläche der Erde ist endlich, hat aber trotzdem keine Grenze (Rand), über den man stürzen könnte. Die Innenwinkelsumme eines Dreiecks beträgt immer 180 Grad. Falsch! Wiird den Kindern aber immernoch beigebracht!

  5. Ich muss unbedingt einen Kommentar zu „Die Innenwinkelsumme eines Dreiecks beträgt immer 180 Grad. Falsch! Wird den Kindern aber immernoch beigebracht!“ abgeben. Solange das Dreieck in einer Ebene liegt, ist die Innenwinkelsumme eines jeden Dreiecks immer 180 Grad. Und das weiß jedes Kind (hoffentlich), richtig so! Dass man den Kindern nicht beibringt: sphärische Dreiecke oder Kugeldreiecke haben eine Winkelsumme größer als 180° wobei der „Überschuss“ sphärischer Exzess genannt wird (Wikipedia) ist jawohl keines Kommentars würdig. Natürlich spricht man mit Kindern über Dreiecke in der Ebene. Bitte ganz ehrlich worüber denn sonst???
    Ich z.B. bin Systemingenieur und rechne u.a. tagtäglich mit Newtons Schwerpunktsatz und Eulers Drallsatz, weil diese Gleichungen die Mechanik hier bei uns auf der Erde einfach mehr als hinreichend genau beschreiben. Dennoch könnte jemand sagen, dass diese Gleichungen streng genommen falsch sind, da die Gleichungen nach Einsteins Relativitätstheorie etwas anders aussehen. Schaut man genau hin so unterscheiden sich die Ergebnisse mit den Gleichungen der Relativitätstheorie und der klassischen Mechanik für die Verhältnisse hier auf der Erde (Körper bewegen sich nicht annähernd mit Lichtgeschwindigkeit etc.) überhaupt nicht. Die Menschheit lebt zur Zeit immernoch auf der Erde. Das ist die Grundlage. Es gibt also keinen Grund für mich, mit der Relativitätstheorie zu rechnen. Es gibt auch keinen Grund, Kindern zu erzählen, dass die Winkelsumme eines sphärischen Dreiecks größer 180 Grad beträgt. Ausser man möchte es einfach nur besser wissen wollen. Entschuldigung!

  6. Das Problem bei den Befürwortern des Spruchs mit der unendlichen Dummheit liegt darin, dass immer die Anderen die Dummen sind.

  7. Leider gibt es in der deutschen Kultur immer wieder den Versuch eines downsizing von Sokrates auf ein Pentagon Niveau (Donald Rumsfield sagte, als er mal etwas auswendig gelernt hatte: „Es gibt Dinge, die wir kennen, und Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie nicht kennen. Und dann gibt es noch Dinge, von denen wir nicht einmal wissen, dass wir sie nicht kennen“). Herr Brändli hat richtig darauf verwiesen, dass man in der „Apologie“ die Sätze findet, mit denen Sokrates (diesen Aspekt) seine(r) Philosophie begründet. Der zitierte Satz, in welchem er sich mit einem Zeugen der Anklage auseinandersetzt, sollte aber, damit er unmissverständlich wird, so lauten: «Jener glaubt etwas zu wissen, weiss aber nichts; ich weiss zwar auch nichts, glaube aber auch nicht etwas zu wissen.» In Griechenland wird der Satz übrigens nicht als „oida ouk eidos“ oder „oida ouk eidein“ wiedergegeben, sondern sinngemäß so: Das Eine weiß ich, dass ich nichts weiß. Das ist die Sprachregelung, die sich auf Souvenirs an den Kiosken durchgesetzt hat. (Hab ich natürlich gekauft, finde es aber nicht wieder, so dass ich mit dem griechischen Wortlaut leider nicht diesen kann). Das ist eine klare Abgrenzung gegenüber der verhunzten Version: Ich weiß, was ich nicht weiß. Wie auch immer: ein paar Milliarden sollte der Satz Europa wert sein, auch wenn es sich dabei nur um einen Liebhaberpreis handelt.

  8. Alles ist Energie und das war’s schon.
    Passen Sie sich der Frequenz der Realität an,
    die Sie sich wünschen und Sie können nicht umhin,
    diese auch zu bekommen.
    Es kann nicht anders sein.
    Das ist nicht Philosophie, das ist Physik.“
    Albert Einstein
    Meine Frage: Ist das wirklich von Einstein?

  9. Ich verstehe das Zitat so, dass er meint, dass es dem Menschen in seiner Beschränktheit unmöglich (unendlich dumm) ist zu verstehen, dass das Universum unendlich ist. Da er diesen „Fall“ versteht, hält er sich die Antwort darauf offen. Ein unendliches Universum könnte niemals empirisch-mathematisch bewiesen werden. Denn Unendlichkeit beinhaltet nicht nur unendliche Weiten, sondern auch Varianten. Es gibt nicht nichts. Und ich halte die Urknalltheorie für einen großen Fehler, ebenso die Interpretation der Rotverschiebung und Ausdehnung.

  10. „… dass Platon so ein Stuss gesagt haben soll.“ So Tobias Blättler oben. So viel Falsches in einem Halbsatz. Erst mal hat Platon das, genauer gesagt etwas Ähnliches, gar nicht gesagt, sondern Sokrates. Zweitens ist Stuss nicht sächlich, sondern ein Maskulinum. Also muss es heißen „einen Stuss“, nicht „ein Stuss“. Drittens ist die richtige Übersetzung aus dem Griechischen nicht „… nichts weiß“, sondern vielmehr „… nicht weiß“. Damit öffnet sich ein gänzlich anderer semantischer Raum. Auch die vielen anderen Fehler in Tobias‘ Text machen deutlich, dass er selbst nur wenig weiß. 😉

  11. Ist es eigentlich so wichtig zu wissen, wer das gesagt hat, oder zu vermuten, wer das gesagt haben könnte?
    Viel wichtiger scheint mir die Tatsache der unendlichen menschlichen Dummheit.
    Der amerikanische Clown ist ein Ausbund an „Unendlichkeit“ und sein Wahlerfolg ist auch auf diese „Unendlichkeit“ der Amerikaner zurückzuführen.
    Die Brexit-Gegner waren wahlfaul, weil sie die Möglichkeit des Brexits nicht ernst genommen haben.
    Und wir alle tragen dazu bei, dass die begrenzten Ressourcen immer schneller ausgebeutet und verschwendet werden, und das, obwohl es schon unendlich viele Beispiele dafür gibt, wozu das führen muss.
    Unter diesem Gesichtspunkt ist die menschliche Dummheit doch nicht unendlich, denn sie scheint zumindest zeitlich begrenzt zu sein.
    Und für die T-Shirt-Fans noch ein Spruch:
    When you are dead, you don’t know that you are dead. It’s only painful and difficult for others.
    The same applies when you are stupid.

  12. Lieber Hajo Stork, – Einstein war übrigens „Legastheniker“ und deiner Antwort, würdest du bei ihm mit Sicherheit auf der Seite „dumme Menschen“ landen. Ich bin zum Beispiel auch Legastheniker, merke bei deinen unnötigen Rechtschreibeveränderungen, und Beratung. das ich Glück gehabt habe nicht neben dir stehen zu müssen.

  13. Erstaunlich, wie gut du, lieber Franz Burbach, weißt, wo ich beim Herrn Einstein „landen“ würde, und das sogar „mit Sicherheit“. Ich wäre dahingehend etwas vorsichtiger. Auch mit meinen Urteilen darüber, was „unnötig“ ist und was nicht, halte ich mich lieber zurück. Solltest du vielleicht auch mal erwägen. Weiterhin viel Glück. 😉

  14. Pingback: Frau Lange hört zu (19): Bildung verpflichtet. Zum Denken. - Klassik begeistert

  15. Hut ab vor Einstein er war ein Genie! In Zeiten wie diesen sieht man wieder wie recht er hatte mit dem Zitat über die unendliche Dummheit der Menschen.

    1. @Heidemarie
      Das sehe ich auch so. Einstein war in der Lage „unter Anwendung“ seiner Theorien „denken“ zu können. Nachdem Einstein sich also intuitiv vorstellen konnte wie sich sein neues Modell (z.B. Relativitätstheorie) verhält, suchte er Wege (Mathematik und „Spaziergänge mit normalen Menschen“) um diese Theorien, die er assoziativ schon in seinem schnellen Denken verankert hatte, zu serialisieren, d.h. anderen Menschen zu vermitteln.
      HINWEIS: Anders als in der KI, können wir Menschen mit unserer NI (natürlichen Intelligenz) nur durch serielles Lernen (Trainieren) das im assoziativen Gehirn (schnelles Denken) vorhanden ist, einem anderen Menschen, d.h. einer anderen NI zu übertragen.

      Jetzt zu der aktuellen C-Cownade (Sind wir nicht alle Clowns?):
      Die C-Cownade die seit über einem Jahr gespielt wird trennt uns Menschen in zwei Gruppen die „Doofen“ versus „ich&Gesinnungsgenossen“.
      Ach ja, wie immer gibt es auch noch Leute die keine Meinung haben. Und das dürfen die auch.
      Somit sind alle Menschen beschrieben und welch Glück, keiner ist in der Gruppe der „Doofen“.
      Das deckt sich damit, dass kaum jemand sich als zu doof betrachtet. Der Dunning-Kruger Effekt lässt hierbei grüßen und findet seine Opfer insbesondere unter (pseudo-)Wissenschaftlern und Ingenieuren.

      Jetzt noch ein kleiner Diskurs zum Zitat von Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Das Zitat ist genial.
      Was es sagt (so interpretiere ich die Denkweise von Sokrates) ist das folgende:

      Bitte immer berücksichtigen, dass es sein kann, dass Dein Glaubenssystem KOMPLETT falsch ist.

      D.h. dass ALLES was man zu einem Thema denkt falsch ist.
      Viele meinen fälschlicherweise, dass die Wahrscheinlichkeit „KOMPLETT falsch zu liegen“ nicht hoch ist. Genau das Gegenteil ist aber richtig.
      Wir merken es nicht, da sich in unserem Gehirn alle aufeinander aufbauenden assoziativen Verbindungen in einem sich selbst „beweisenden“ Zirkelbezug befinden.

      Un jetzt kommen wir zu Trump.
      Vor circa 4 Monaten war mein Glaubenssystem „Trump ist der typische naive Amerikaner der holter-die-polter regiert“ in sich zusammengebrochen.
      Das Bild von Trump das mir in allen normalen Medien präsentiert wurde war praktisch 100% negativ. Ich habe dies nicht hinterfragt. Es hat mich nicht groß interessiert UND es deckte sich mit meiner Meinung, dass der typische Amerikaner naiv ist.
      Mein Bauch (intuitives schnelles assoziatives Denken) hatte mir schon seit 2-3 Jahren suggeriert, dass Trump nicht SO schlimm sein kann wie er ÜBERALL dargestellt wird. Dieses „Gefühl“ meines schnellen Denkens habe ich aber ignoriert.
      Vor 4 Monaten habe ich dann mal einige Reden von Trump im Original und vollständig angehört. Das was er sagte machte oft Sinn.
      Jetzt dachte ich, ja, ja, er sagt es aber er macht es nicht, denn er ist ja BÖSE.
      Und dann habe ich mal analysiert was in den 4 Jahren der Regierung Trump in der Welt passiert ist. Und siehe da. Wow. Er macht meist was er sagt.
      Seine Politik ist weniger imperialistisch, er konzentriert sich auf menschliche Werte, er stellt weltpolitisch weniger Unsinn an, er sagt den europäischen Ländern, dass sie sich mehr um sich selbst kümmern sollen, er hat einige Friedensprojekte abgeschlossen, etc. Wow. Wie kann das sein? In der Presse wird er NUR gebasht. Was stimmt denn da nicht?
      Somit ist in den letzten Monaten mein ganzes Trump-Glaubenssystem zusammengebrochen.

      „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

      Ich sage nicht, dass ich es jetzt richtig sehe, aber es kann halt immer mal passieren, dass wirklich GAR NICHTS mehr stimmt. Das ist übrigens kein „angenehmer“ Zustand. Alles schwimmt, man ist unsicher, was ist denn nun „fake“ was ist „real“? Scary!
      Jordan Peterson hat dieses Erwachen sehr gut beschrieben. (One day, I realized that 95% of what I thought that I knew was actually a vague opinion. So I threw 95% of my knowlege away and started, based upon the 5%, to build up my knowledge.)

      Und jetzt kommt das Wichtigste:
      Wir müssen auf der Meta-Ebene offen und flexibel sein. Also das komplette assoziative Gerüst in unserem Gehirn ändern können! Das ist keine leichte Aufgabe. Das macht den wahren Philosophen aus.
      Wer kein Philosoph werden will, der kann natürlich einfach das machen und denken was er will.

      Eine kleine Bitte habe ich an den Leser.
      Bitte versuche meine, wegen der Kürze und Komplexität, sicher nicht hieb- und stichfeste Antwort als Teil meines Glaubenssystem zu sehen. Dabei sollte Deine Aufgabe, hauptsächlich für Deinen eigenen Nutzen, darin bestehen mein Glaubenssystem zu verstehen und NICHT Dein Glaubenssystem zu verteidigen. Die Verteidigung des eigenen Glaubenssystems bringt eigentlich nur Nachteile. Man fixiert seine Glaubenssätze noch mehr und lernt NIX Neues.
      Ein anderes Glaubenssystem zu verstehen, eventuell sogar aus einer Meta-Ebene betrachtend im Vergleich zu seinem eigenen jetzt schon veralteten Glaubenssystem zu betrachten. D.h. die beiden Glaubenssysteme nebeneinander zu stellen und vor oben darauf zu schauen, ist die Königin der philosophischen Diskussion. Wem das gelingt, wow. Hut ab!
      Ich glaube Plato, Sokrates und seine Kumpel konnten das.

  16. Bei dem Zitat von Einstein handelt es sich wahrscheinlich um ein Falschzitat. Egal, es ist gut. Was Sokrates anbelangt so ergibt der Spruch „Ich weiß, das ich nichts weiß“ keinen Sinn. Woher kann er das wissen, wenn er nichts weiß. Richtig lautet das Zitat „Ich weiß, das ich nicht weiß.“

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